Über die aktuelle Situation der trotzkistischen Bewegung (Debatte auf dem Lutte Ouvrière-Fest im Mai 1986)

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Über die aktuelle Situation der trotzkistischen Bewegung
Mai 1986

 

Wir drucken hier die Rede des Genossen, der unsere internationale Strömung (Internationale Kommunistische Vereinigung) vertrat. Mit dieser wurde die Debatte eröffnet, die am 18. Mai 1986 beim Fest von Lutte Ouvrière zwischen unserer Strömung, der des Vereinigten Sekretariats der Vierten Internationale (VS) und der der Internationalen Arbeiterliga (IAL - LIT) stattfand.

Im Gegensatz zum VS und zur IAL haben wir uns nie als eine internationale Leitung und noch weniger als "die" Vierte Internationale präsentiert. Wir sind jedoch eine internationale trotzkistische Tendenz, genau wie die hier von diesen Genossen vertretenen Tendenzen. (...)

Trotz einer langen getrennten Existenz haben wir uns entwickelt, indem wir immer auf dem Boden des Trotzkismus geblieben sind und immer die Zugehörigkeit zur Vierten Internationale beansprucht haben. Und wir haben unsere Genossen, unsere Aktivisten, immer mit dem Ziel ausgebildet, für die Vierte Internationale zu kämpfen, das heißt für eine Weltpartei der sozialistischen Revolution.

Das heißt, dass die Debatte über den Aufbau der Vierten Internationale uns genauso angeht wie alle übrigen Tendenzen der trotzkistischen Bewegung - und wenn ich von "Debatte" spreche, meine ich natürlich nicht nur die Debatte heute Abend hier, sondern die virtuelle Debatte, die stets zwischen den verschiedenen Strömungen der Vierten Internationale und der trotzkistischen Bewegung existiert. (...)

Die trotzkistische Bewegung in ihrer Gesamtheit hat trotz ihrer Schwächen wenigstens einen Vorzug, nämlich den, dauerhaft zu sein. Seit der Gründung der Vierten Internationale gibt es immer noch ein paar Menschen überall in der Welt, die sich weiter für den Trotzkismus einsetzen, das heißt für die revolutionären kommunistischen Ideen, die so viele Tendenzen schon lange aufgegeben haben, wenn diese Tendenzen nicht selbst schon verschwunden sind.

Aber das politische Hauptproblem liegt darin, dass keine trotzkistische Gruppe, in keinem Land, eine leitende politische Rolle im Namen dieser revolutionären kommunistischen Ideen einnehmen konnte (...)

Dies erfolgte während dieser 40 Jahre des Bestehens der trotzkistischen Bewegung nirgendwo, nicht einmal annäherungsweise. Es gab viele Aufstände, viele revolutionäre Wellen (...) wobei die Arbeitenden im Allgemeinen physisch anwesend waren. Und in vielen Fällen bildeten die Arbeitenden sogar den größten Teil der Kämpfer. Aber jedes Mal wurden ihre Kämpfe von nationalistischen Organisationen geleitet, die auf die eine oder andere Art auf dem Boden der Bourgeoisie standen (...)

Das, was wir aber heute untersuchen, ist leider auf einer Ebene darunter. Denn auf unserer Seite sehen wir, dass heute keine Vierte Internationale besteht, weder politisch noch organisatorisch, nicht einmal auf demselben Niveau wie eine solche Internationale zur Zeit Trotzkis existierte, bei der es wenigstens eine politische Leitung gab, deren Autorität unbestritten war (...)

Auf dem politischen Gebiet, auf dem Gebiet ihrer Kompetenz, ihrer Fähigkeit, der Tätigkeit der trotzkistischen Aktivisten eine Richtung zu geben, hörte, unserer Meinung nach, die Vierte Internationale während und nach dem Zweiten Weltkriege zu existieren auf. Und unserer Ansicht nach sind es gerade ihre politischen Fehler, diese Unfähigkeit, eine gültige politische Leitung zu haben, die sich am Ende auf das organisatorische Gebiet übertrugen, und zwar durch die Zersplitterung der Organisationen in zahlreiche Teile.

Natürlich ist dies unsere Analyse und wir wissen, dass diese von einem großen Teil und auch von der Mehrheit der trotzkistischen Bewegung nicht mitgetragen wird. Aber wir sind davon überzeugt, dass dieses Thema innerhalb der trotzkistischen Bewegung diskutiert werden muss.

Unabhängig von dieser Analyse bleibt unbestritten, dass die trotzkistische

Bewegung heute in eine Menge mehr oder weniger bedeutende, mehr oder weniger aktive und auf politischem Gebiet mehr oder weniger ernsthafte Tendenzen zersplittert, aufgeteilt oder zerstreut ist. Unseres Erachtens nach liegt die Hauptursache dieser Aufspaltung der internationalen trotzkistischen Bewegung darin, dass seit 40 Jahren keine internationale Leitung, die diesen Namen verdient, ausgewählt, ausgebildet, noch von der Mehrheit oder sogar von der Gesamtheit der trotzkistischen Aktivisten in der Welt anerkannt werden konnte. Und wir meinen, dass die Politik und die Praxis der selbst ausgerufenen internationalen Leitungen, anstatt Mittel und Weg zu suchen, wie sie eine richtige Leitung wählen könnten, im Gegenteil den Weg und die Möglichkeit dazu verschließen.

Aus allen diesen Tendenzen ist zweifellos diejenige, die vom VS vertreten ist, zahlenmäßig die bedeutendste. Das Vereinigte Sekretariat beerbte die von Trotzki hinterlassene internationale Organisation, oder wenigstens das, was nach einigen Spaltungen übrig geblieben war. Es bringt ihm eine Art internationales Ansehen und wir erkennen gern an, dass sich dank ihm manche Organisationen in der Welt aufrechterhielten, indem sie sich auf den Trotzkismus beriefen.

Die Spaltungen aber, die regelmäßig und mehrmals seit 40 Jahren die Organisation der Vierten Internationale zuerst - damals der einzige - dann das VS erschütterten, bestätigen, dass das VS auch in seinem Kreis nicht als eine gültige internationale Leitung anerkannt wird, das heißt als eine Leitung, der man vertraut, der jede nationale Sektion mehr als sich selbst oder als ihrer eigenen Leitung vertraut.

Seit 40 Jahren aber, jedes Mal, wenn eine nationale Organisation ein wenig stärker wurde und sich fähig erwies, ein ganz klein wenig eine in ihrem Gebiet geeignete Leitung entstehen zu lassen, erkennt diese Leitung nicht die angebliche internationale Leitung an und gerät mit ihr in Konflikt und schließlich in einen Kampf. Und diese Fraktionen, die sich vom VS abgespaltet haben, erklären sich schließlich selbst als eine internationale Leitung oder erklären offen wieder eine Vierte Internationale, ,die' Vierte Internationale. Und jede von ihnen geht dann um die Welt, um, unserer Meinung nach in unverantwortlicher Weise trotzkistische Aktivisten zu sammeln und um künstlich angebliche Sektionen herzustellen, die oft recht ungeeignet sind, selbständig im strikt militanten Bereich zu existieren.

Heute bestehen im Weltvergleich weniger als etwa 10 trotzkistische Organisationen, die gerade Tausend Mitglieder überschreiten, und eintausend Mitglieder, das ist wirklich klein und wirklich wenig. Was diese Organisationen anbelangt, im vorliegenden Fall die LCR, die PCI und LO hier in Frankreich, die MAS in Argentinien, die Militant Group in England oder die SWP in den Vereinigten Staaten, bildet in Wirklichkeit jede ihre eigene internationale Tendenz, die die Autorität keiner anderen Leitung als der ihrer eigenen anerkennt. Das gilt auch für die SWP, die formell dem VS angehört, die aber einen unabhängigen politischen Kurs steuert.

So sind die Fakten.

Man kann also entscheiden, das zu ignorieren, wie das VS es lange sehr deutlich gemacht hat, indem es sich a1s die einzige Vierte Internationale proklamierte oder wie es das in einer eher verdeckten Art heute weiter betreibt, es ist aber keine zu leugnende Tatsache.

Eine der Schwierigkeiten in der Aufgabe des Aufbaus der Vierten Internationale bestand immer in dem behaupteten oder nicht behaupteten Anspruch der bestehenden Gruppierungen, von vornherein die internationale Leitung zu sein - obgleich das Problem darin liegt, dass sie noch geschmiedet werden muss - und dazu noch in dem Willen, den anderen gruppen den Beitritt zu ihrer internationalen Gruppierung und die Einhaltung der Disziplin als Bedingung für die Beziehung und die Zusammenarbeit aufzuzwingen. Und da liegt gerade das Problem. Es ist genau diese Neigung der internationalen Leitungen, sich selbst zu proklamieren, oder, was das VS anbelangt, die Fiktion zu erhalten, dass es die einzige internationale Leitung darstellt, was schließlich die Möglichkeit einer Entwicklung der Lage hindert. Denn das Verhalten aller internationalen Gruppierungen beruht darauf, allen, die nicht zu ihrer Gruppierung gehören, zu sagen: So ist das, entweder ihr tretet uns bei oder wir kennen euch nicht.

Die Erfahrung zeigt seit 40 Jahren, dass die Gruppen, die zu den internationalen Gruppierungen gehören, es vorziehen, auszutreten. Und alles fängt wieder von vorne an. Das Problem ist also, ein verantwortliches Verhalten in diesem Bereich zu haben; und wir haben das Verhalten des VS immer als unverantwortlich angesehen, und wir haben ebenfalls das Verhalten der internationalen Gruppierungen, die durch Spaltung aus dem VS entstanden und die sich ihrerseits mit noch weniger Grund als das VS als eine internationale Leitung bezeichneten, für unverantwortlich gehalten.

Denn, um die Vierte Internationale wieder aufzubauen, braucht man eine Politik. Und diese Politik kann sicher nicht darin bestehen, das Problem als schon erledigt zu betrachten, bevor überhaupt es gestellt wurde. Das heißt, man bezeichnet sich selbst als die Vierte Internationale, indem man behauptet, dass alle übrigen keine Trotzkisten sind, oder, wenn man sie als Trotzkisten anerkannt, dass sie keine Internationalisten sind.

Wir aber kämpfen für eine zentralistische und disziplinierte Internationale. Und wir denken übrigens, dass es keine andere Internationale geben kann als diese. Eine Internationale beginnt, wenn zwischen den verschiedenen Sektionen Vertrauensbeziehungen und politische Beziehungen bestehen, so dass die Gesamtheit zusammen als die Weltpartei der Revolution funktionieren kann. Und das war Trotzkis Vorhaben. Aber um eine Weltpartei der sozialistischen Revolution zu gründen, heißt es zuerst, eine programmatische Übereinstimmung zu erzielen; unter einer programmatischen Übereinstimmung verstehen wir nicht einen schlicht höflichen Bezug auf das Übergangsprogramm, mit so vielen Lesarten und so vielen Deutungen wie es Tendenzen gibt. Und wir bezeichnen auch einen Kompromisstext, der die Divergenzen verdecken würde, ohne sie zu lösen, nicht als eine programmatische Übereinstimmung.

Wir brauchen es nur erlebt zu haben, wie die selbst proklamierten Internationalen funktionieren, um davon überzeugt zu sein, dass diese Art formeller Übereinstimmung nur zu einer späteren Spaltung führt oder sonst, wenn es keine Spaltung gibt, spielt die Internationale überhaupt keine Rolle. Sie lässt die Sektionen vollständig ihr eigenes Leben führen, das heißt, sie ist nicht die internationale Leitung, die sie zu sein beansprucht.

Was uns betrifft, so haben wir mit keiner anderen der wichtigsten trotzkistischen Tendenzen eine ausreichende programmatische Übereinstimmung, die uns erlauben würde, uns in einer voraussichtlichen Fälligkeit vorzustellen, dass wir auf der Grundlage des demokratischen Zentralismus mitarbeiten könnten, ohne bei der ersten Schwierigkeit auseinander zu brechen.

Was unsere Meinungsverschiedenheiten betrifft, fangen wir mit den Meinungsverschiedenheiten mit dem VS an. Kurz gesagt meinen wir - und wir hatten oft die Gelegenheit, es dem VS zu sagen-, dass es zu oft in der Vergangenheit sogar am Papier, jegliche Politik aufgegen hat, die darauf abzielt, das Proletariat unabhängig von anderen sozialen Klassen zu organisieren. Politisch gesehen werfen wir dem VS vor, in der Vergangenheit zu oft Stellvertreter für die Rolle des bewussten und organisierten Proletariats gesucht zu haben, und wir werfen ihm vor, sich an das Proletariat unbeteiligten, sogar offen und deutlich feindlichen Kräften angeschlossen zu haben. Als einen Fehler, und zwar einen ernsten Fehler, betrachten wir die Tatsache, dass das VS und seine Vorgänger nacheinander oder gleichzeitig mit der algerischen FLN, der vietnamesischen FNL, mit Castro und heute mit den Sandinisten übereingestimmt haben. Das heißt, mit allen Arten von Tendenzen, die zwar radikal und manchmal revolutionär waren, aber von denen keine auf dem Boden der proletarischen Revolution und noch weniger der proletarischen Weltrevolution stand. Algerien und Jugoslawien sind natürlich Vergangenheit. Aber jedes Mal, wenn sich die Gelegenheit bietet, wiederholt sich das gleiche Verhalten, und heute spielt sich das gleiche gegenüber Nicaragua ab.

Wir hatten oft die Gelegenheit zu erklären, dass es sich keinesfalls um die notwendige, normale Solidarität mit dem Volk Nicaraguas handelt. Nein, es handelt sich vielmehr darum, der sandinistischen Leitung proletarische Vorzüge zuzuschreiben, die sie nicht hat und die sie nicht einmal zu haben vorgibt. In dieser Hinsicht treten wir nicht in die Detaildiskussion ein - wir können immer darüber streiten, was die sandinistische Leitung hätte tun können oder nicht -, aber allein die Tatsache, dass sie sich nicht auf den Internationalismus, auf den proletarischen Internationalimus beruft, ist genügend, um zu sagen, dass es nötig ist, dass es Organisationen gibt, die diesen Standpunkt vertreten, die im Namen dieses Standpunkts in Nicaragua sowie in den umliegenden Ländern kämpfen.

Obwohl wir in diesem speziellen Punkt mit der IAL übereinstimmen, haben wir auch unterschiedliche Auffassungen mit ihr. Die IAL teilt eine lange Vergangenheit mit dem VS, und diese gemeinsame Vergangenheit hat ihre Analysen und ihre Vorgehensweise tief beeinflusst, auch heute noch. Während dieses Zeitabschnitts des gemeinsamen Lebens entstand eigentlich, und das in fast allen heute noch bestehenden trotzkistischen Tendenzen außer der unseren, die Analyse der Klassennatur der Staaten des sowjetischen Vorfeldes, der des chinesischen Staates, und unsere abweichenden Meinungen zu diesen Fragen sind nicht nur eine Frage der Etikettierung.

Das Problem liegt darin, dass, wenn man die Volksdemokratien oder China als einen deformierten Arbeiterstaat betrachtet, dies beinhaltet, dass man der Roten Armee oder vielleicht einem Bauernaufstand, also anderen Kräften als dem revolutionären Proletariat, die Fähigkeit zutraut, einen Arbeiterstaat zu gründen. Viele spätere Divergenzen finden sich als Keim in dieser Divergenz.

Wir haben auch Meinungsverschiedenheiten mit dem VS und der IAL in unseren Vorgehensweisen, in unserer Art, uns an das Proletariat zu wenden, in unserer Art uns zu entwickeln. Ich würde sagen, dass es sogar Meinungsverschiedenheiten gibt, die wir zwar spüren aber nicht genau benennen können, weil eine unterschiedliche politische Praxis, ein lang getrenntes Dasein so wirkten, dass wir oft nicht den gleichen Inhalt mit den Wörtern, die wir benutzen, verbinden. Wir sehen uns nicht als Lehrmeister. Aber wir haben die Absicht, unsere Politik auf der Basis unserer Analyse zu überprüfen und dies gründlich ohne etwas auszusparen.

Natürlich macht jede internationale Gruppierung die Politik, die sie will. Wir machen aber den Vorschlag, eine Haltung zu haben, die es den verschiedenen internationalen Tendenzen erlauben würde, zusammenzuarbeiten, unter der Berücksichtigung der Divergenzen, die eine zentralistische Tätigkeit unmöglich machen oder eine ganz formelle, was gleich herauskommt.

Die Uneinigkeiten, auch diejenige die wichtig sind, dürfen, unserer Meinung nach, eine Zusammenarbeit nicht verhindern. Während vieler Jahre arbeiteten die bolschewistischen und menschewistischen Tendenzen sehr eng zusammen, obwohl sie ganz verschiedene politische Kurse hatten. Eine Zusammenarbeit, die lebendige Konfrontation zwischen unseren Analysen und den uns betreffenden politischen Erfahrungen, unseren Perspektiven, unseren Erfolgen und unseren Misserfolgen erlauben würde, wäre unserer Meinung nach allen nützlich. Weil - ich möchte niemanden verletzten - aber auch diejenigen, die behaupten, eine Internationale zu sein, nur Grüppchen sind. Das ist nicht verachtend gesagt, denn auch wir sind ein Grüppchen und es stört uns nicht, das zu sagen.

Es ist außerordentlich schwierig, Kader und Leiter auszubilden und auszuwählen, durch die Erfahrung einer einzigen Gruppe mit den begrenzten und kaum verschiedenartigen Erfahrungen, die das voraussetzt. Man kann leicht von Revolution sprechen, aber um Kämpfe zu leiten, braucht man eine Erfahrung, Gewohnheiten, eine richtige Praktik, bevor man fähig ist, diese Kämpfe zu leiten. Praktiken, Ideen, die einer Menge von Erfahrungen gegenübergestellt werden müssen, bevor man sicher ist, ein ausreichendes Wissen zu haben. Nun gibt es leider im Rahmen der kleinen Gruppen, die wir alle sind, einschließlich der kleinen Gruppen, die sich "Internationale" nennen, keine Basis für eine solche Erfahrung.

Vielleicht wird es eines Tages eine geben, aber bis dahin, könnten wir zumindest dafür sorgen, dass die verschiedenartigen Erfahrungen, die in den unterschiedlichen Gruppen gesammelt werden, gegeneinander gestellt und verglichen werden. Für uns besteht der Internationalismus vor allem darin. Wir müssten die Ernsthaftigkeit haben, das Wenige, das wir haben, allen zugänglich zu machen, so dass so viele Kader wie möglich der einen oder der anderen Gruppe sich durch die Erfahrungen der tatsächlich bestehenden Organisation ausbilden könnten.

Wir sind bereit, mit allen trotzkistischen Organisationen zusammenzuarbeiten, ob sie zu einer internationalen Gruppierung gehören oder nicht. Wir verlangen nicht von ihnen, dass sie ihre politischen Ideen und ihre Vorgehensweise ändern, ebenso wie wir nicht bereit sind, unsere zu ändern. Wir sind aber bereit, unsere Aktivisten in Kontakt mit diesen Organisationen auszubilden und wir sind bereit, ihre Aktivisten bei uns auszubilden. Wir wollen mit diesen Organisationen, unsere Art, unseren politischen Kurs zu führen, austauschen, mit dem Ziel, dass unsere Aktivisten von ein wenig der Erfahrung, ein Teil der frischen Luft, ein Teil der Aufgeschlossenheit anderer Länder und anderer Vorgehensweisen profitieren. Wir sind auch dafür, dass unsere betreffenden politischen Ausrichtungen ganz frei geführt werden können, unabhängig voneinander, indem sie sich freundschaftlich einander gegenüberstellen. Unserer Meinung nach ist dies das einzige Mittel, um zu ermöglichen, in internationalem Maßstab Kader auszuwählen, die auf einem ausreichenden Niveau stehen, um eine von allen anerkannte internationale Leitung zu bilden. Ob es, auch auf der Basis der Anzahl der in der Welt bestehenden trotzkistischen Aktivisten eine menschliche Basis und eine politische Erfahrung gibt, die hinreichend wäre, um solche nationalen und internationalen Kader auszuwählen und auszubilden, ist übrigens nicht einmal sicher.

Dies bedeutet also, dass wir dem VS und der IAL sowie im Übrigen den anderen Tendenzen, die es möchten, vorschlagen, mit der Isolierung und der Rivalität unter Sekten Schluss zu machen, unsere Erfahrungen gegenüberzustellen und dazu einen Rahmen herzustellen, in dem die Disziplin frei akzeptiert werden könnte, indem sie sich aber entwickeln könnte, während die verschiedenen Gruppen sich mit der Zeit kennen lernen und anfangen, sich gegenseitig zu achten.

Unserer Meinung nach, und damit will ich abschließen, ist dies das einzige Mittel, das sofort in unserer Reichweite steht, um in Richtung des Aufbaus der Vierten Internationale zu arbeiten und zu wirken. Sofern natürlich eine der Organisationen wenigstens in einem Land erfolgreich wird.

Natürlich kann man denken, dass man auf diese Verhältnisse warten muss und dass eine Internationale sich bilden wird, wenn eine Leitung auftreten wird, einfach nur, weil eine Sektion es in einem Land oder in mehreren Ländern geschafft hat, gültige Kämpfe zu führen und daraus eine Kompetenz und eine von allen anerkannte Autorität zu gewinnen. Dies ist natürlich die Hoffnung jeder Tendenz, dies ist aber bis heute nicht geschehen.

Deshalb denken wir auch, dass das ernsteste Verhalten, die korrekteste Haltung - indem man darauf wartet, dass einer Beweise liefert - darin besteht, dass man nicht die Internationale spielt, wenn man selbst keine Internationale ist. Dass man die Zusammenarbeit mit den übrigen trotzkistischen Tendenzen anstrebt, dass man seine eigenen Erfahrungen mit diesen gegenüberzustellt und dass man versucht, einen Rahmen zu finden, in dem man nutzen kann, was wir - die einen und die anderen - als politischen Reichtum, als militanten Reichtum haben. Und dies schlagen wir den hier anwesenden Tendenzen vor.