Politik der revolutionären Nationalisten und Politik der proletarischen Revolutionäre (aus Lutte de Classe - Klassenkampf - von September 1987)

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Politik der revolutionären Nationalisten und Politik der proletarischen Revolutionäre
September 1987

Zur Zeit Lenins und Trotzkis sah die Kommunistische Internationale es als eine wesentliche Aufgabe an, sogar in den am meisten zurückgebliebenen und unterdrückten Ländern, wo das Proletariat noch im Anfangsstadium war, zu versuchen, "den selbstständigen Charakter der proletarischen Bewegung unbedingt aufrechterhalten" und schrieb vor, dass "die Elemente der künftigen proletarischen Parteien, die nicht nur dem Namen nach kommunistische Parteien sind, gesammelt und im Bewusstsein ihrer besonderen Aufgaben, der Aufgaben des Kampfes gegen die bürgerlich-demokratischen Bewegungen, erzogen werden."

Die eigenen politischen Perspektiven des revolutionären Weltproletariats, die auf die kommunistische Umwandlung der Gesellschaft abzielen, und die die historischen Interessen der Proletarier jenen des Bürgertums entgegensetzen, erfordern die unabhängige politische Organisation des Proletariats sogar in den Ländern, wo die örtliche Bourgeoisie selbst unterdrückt wird und wo revolutionäre nationalistische demokratische bürgerliche Bewegungen bestehen.

Aber für die Komintern forderte in unserer Epoche sogar die konsequente Verwirklichung wirtschaftlicher, sozialer und politischer Umwandlungen, die, zu einer gewissen historischen Zeit, unter der politischen Leitung der Bourgeoisie oder auf alle Fälle zu ihrem Gunsten stattfanden, dass in den rückständigen Ländern das revolutionäre Proletariat die Leitung der Revolution nimmt.

Die von dem Imperialismus beherrschten, rückständigen Länder waren und sind heute noch durch die nationale Abhängigkeit geprägt; durch die fehlenden oder verschrumpften parlamentarischen politischen Formen; durch die Verneinung der Rechte oder der demokratischen Freiheiten, so wie sie in den bürgerlichen Industrieländern anerkannt werden; durch das Bestehen allerlei wirtschaftlicher, politischer und sozialer Hindernisse, die die Entwicklung der Lokalbourgeoisie, wie auch die einfache Wirtschaftsentwicklung verhindert haben; und für viele unter ihnen durch das Überleben sozialer Strukturen und veralteter Ausbeutungsformen, durch den feudalen oder halbfeudalen Besitz des Bodens.

In den heute entwickelten kapitalistischen Industrieländern Westeuropas oder Nordamerikas sind die wirtschaftlichen, sozialen und politischen Veränderungen, die all das beseitigten, im Großen und Ganzen unter der Leitung der Bourgeoisie vollendet worden.

Aber in den rückständigen Ländern wurden sogar diese Umwandlungen, die jedoch auf dem Terrain der Bourgeoisie blieben, weder erledigt noch ernsthaft begonnen.

Die Kommunistische Internationale schätzte jedoch als wenig wahrscheinlich, sogar in diesen Ländern, wo die bürgerliche Revolution selbst noch zu verwirklichen war, dass bürgerliche nationalistische Organisationen fähig wären, der Revolution das notwendige Ausmaß und die notwendige Tiefe zu geben, um radikale bürgerlich-demokratische Veränderungen zu verwirklichen, und dass sie aufgrund dieses politischen Willens auch fähig wären, die Leitung der Revolution zu erobern und überhaupt zu behalten.

Dieselbe historische Entwicklung des Kapitalismus, die zur Akkumulation des größten Teils des Großkapitals in einigen imperialistischen Ländern geführt hat, hat in den anderen Ländern die Unterentwicklung versursacht. Die Bourgeoisie der armen Länder wurde verkümmert, schwach und in einer gegenüber dem imperialistischen Bürgertum abhängigen Position geboren. Das ist aber eine Bourgeoisie, deren wirtschaftliche Wurzeln und soziale Privilegien sich aus der kapitalistischen Organisation der Gesellschaft entstehen. Sie kann mit mehr oder weniger Kraft wünschen - oder die Intelligenz, die aus ihren Reihen stammt, kann für sie wünschen -, dass sich die imperialistischen Fesseln, die sie ersticken, lockern. Aber sie wünscht nicht die Zerstörung der kapitalistischen Organisation der Welt, die den Imperialismus erzeugt hat, denn sie stammt selbst daraus und lebt davon.

Wenn die Entwicklung der Revolution auf dem Terrain der Bourgeoisie auch beginnt, wenn sie zum Beginn von politischen Kräften auch geleitet wird, die auf diesem Terrain stehen, kann sie die unterdrückten Klassen dazu führen, ihrer dem Bürgertum entgegengesetzten Interessen bewusst zu werden, mit dem Risiko, dass die bürgerlichen oder kleinbürgerlichen Organisationen, auch wenn sie radikal sind, zugunsten von Organisationen, die die Interessen des Proletariats vertreten, überholt werden.

Es ist infolgedessen quasi sicher, - so schätzten die proletarischen Revolutionäre zur Zeit der Komintern -, dass sogar die radikalsten Elemente des Bürgertums und des Kleinbürgertums es vorziehen, sich von der Revolution abzuwenden, und sich eher gegen sie zu wenden, als dieses Risiko einzugehen.

Die Führer der russischen Revolution hatten gerade die Erfahrung gemacht, wie das revolutionäre Kleinbürgertum, noch nicht einmal auf die Führung der Revolution katapultiert, hinausgezögert und tatsächlich alles verleugnet hatte, was in seinem Programm revolutionär war, sogar im bürgerlichen Sinn des Begriffs, wie die Enteignung des großen Landbesitzes. Es hatte die kriegerische Außenpolitik des Zarismus übernommen, und letztens versorgte mit Ministern die Gegenregierungen der reaktionären Generäle des Bürgerkrieges.

Einige Jahre später machte erneut die Kommunistische Internationale, die bereits das Werkzeug der Bürokratie geworden war, dieselbe Erfahrung in China, aber diesmal mit einem verheerenden Ergebnis für das Proletariat. In China war das Proletariat mächtig genug, um die nationalistische Bourgeoisie zu beunruhigen, aber es war nicht fähig, ihr die Führung der Revolution abzureißen. Die Nationalisten zogen es vor, die Revolution zu erdrosseln und sich mit den früheren Feinden, mit den feudalen Kriegsherren im Lande und den imperialistischen Kräften im Ausland zu verbinden, eher als dem Proletariat die geringste Chance zu lassen.

In beiden Fällen, aber mit entgegengesetzten Ergebnissen haben die radikalsten Elemente des Bürgertums und des Kleinbürgertums dieselbe Feigheit vor den Aufgaben der Revolution, einschließlich der national-demokratischen, gezeigt; denselben Klassenhass gegen die Proletarier; dieselbe Neigung, sich gegen die letzteren mit den früheren Gegnern zu verbinden, um sich gegen die Revolution zu wenden.

Aber schließlich schienen die Revolutionen des XX. Jahrhunderts - die russische, die chinesische wie andere - das Verhalten des Bürgertums und des radikalen Kleinbürgertums in der bürgerlich-demokratischen Revolution von 1848 in Deutschland grundsätzlich nachzubilden. Was für den revolutionären Flügel der russischen sozialdemokratischen Bewegung vor 1917 auf jeden Fall sicher war, war, dass die bürgerlich-demokratische Revolution radikal, "jakobinisch" oder "plebejisch", nur durch die Allianz des Proletariats und der Bauernschaft ausgeführt werden konnte. Was auch immer ihre Meinungsverschiedenheiten hinsichtlich der Entwicklung dieser demokratischen bürgerlichen Revolution und der Natur der Beziehungen zwischen dem Proletariat und der Bauernschaft sein konnten, Lenin und Trotzki teilten, den Menschewiki gegenüber, mindestens dieselbe Überzeugung: nicht nur, dass die demokratische Revolution nicht unter der Leitung des liberal-nationalen Bürgertums stattfinden sollte, sondern auch dass man im Gegenteil nur im Kampf gegen den Einfluss dieses liberalen Bürgertums eine revolutionäre Allianz zwischen dem Proletariat und der Bauernschaft schmieden könnte.

Indem Trotsky darauf drang, dass der Proletariat der rückständigen Länder "gezwungen ist, den Kampf für die elementarsten Aufgaben der nationalen Unabhängigkeit und der bürgerlichen Demokratie mit dem sozialistischen Kampf gegen den weltweiten Imperialismus zu kombinieren", behauptete er in der Permanenten Revolution, dass "ein zurückgebliebenes koloniales oder halbkoloniales Land, dessen Proletariat nicht genügend darauf vorbereitet ist, um die Bauernschaft um sich zu sammeln und die Macht zu ergreifen, schon dadurch allein außerstande sein wird, seine demokratische Umwälzung zu Ende zu führen."

Aber nach dem Zweiten Weltkrieg hat eine echte revolutionäre Welle die kolonisierten oder national unterdrückten Länder überschwemmt.

In einem gewissen Sinn haben die Ideen der Komintern und die Theorie der permanenten Revolution von Trotski dort eine überragende Bestätigung gefunden: Trotz ihrer Rückständigkeit oder genauer gesagt, wegen ihr, haben sich die kolonialen Länder als das schwächste Glied des imperialistischen Weltsystems erwiesen. Die "koloniale Revolution" hat China, Südostasien in Aufruhr gesetzt aber sie hat sich auch durch aufeinander folgende Wellen in den Mittleren Osten, in Afrika und sogar in einige rückständige Länder von Europa ausgebreitet.

Aber überall haben sich bürgerlich-nationalistische Organisationen an die Spitze der Bewegung gestellt. Sogar da, wo es sich um authentische Volksrevolutionen handelte. Bürgerlich-nationalistische Organisationen haben sich sogar als fähig erwiesen, den politischen Willen zu haben, echte Massenbewegungen hervorzubringen und davon ein Mittel zur Eroberung der Macht zu machen.

Und diese bürgerlich-nationalistischen Organisationen waren von den Ereignissen nicht überrollt. Offensichtlich sind sie dazu auch nicht veranlasst worden, mit der Revolution zu brechen, um zu vermeiden, es zu sein. Sogar nicht da, wo es eine zahlenmäßig ziemlich wichtige Arbeiterklasse gab, und dort, wo wie in Algerien das Stadtproletariat einen beträchtlichen Teil der Kämpfer lieferte.

Der bürgerliche Nationalismus in der kolonialen Revolution

Das scheint, die Analysen von Trotski zu widersprechen aber das von Trotski gestellte Problem wird in Wirklichkeit nur aufgeschoben.

Lassen wir im Augenblick die Schlussfolgerung beiseite, die daraus fast die ganze trotzkistische Bewegung gezogen hat, welche die Probleme, die zum ersten Mal durch die Machtübernahme von Tito, dann durch den Sieg der maoistischen Revolution gestellt wurden, durch den folgenden Syllogismus gelöst hat: da die maoistische und titoistische Leitungen fähig waren, bis zum Ende der Revolution zu gehen... bedeutete es, dass sie eine proletarische Führung waren (Indem sie äußerstenfalls anerkannten, dass sie "verformt", "inkonsequent" oder "bürokratisiert" war). Unter dem Gesichtspunkt der marxistischen Überlegung ist es fehlerhaft. Und es ist die "theoretische" Bestätigung einer politischen Kapitulation vor dem radikalen bürgerlichen Nationalismus.

Die radikale nationalistische Kleinbourgeoisie hat keineswegs die historischen Aufgaben des Proletariats übernommen.

Aber sie lernte, das Proletariat zu erdrosseln. Sie lernte, den revolutionären Vorgang bis zu einem gewissen Punkt zu beherrschen, und ihm den explosiven Charakter einer Kettenreaktion wegzunehmen. Sie lernte verhindern, dass die Ausgebeuteten klassenbewusst werden, indem sie sich der Revolution nicht widersetzte, indem sie sich aber in sie integrierte, um sich doch letzten Endes gegen die Revolution umzudrehen, bevor deren Aufgaben - einschließlich der bürgerlichen-demokratischen Aufgaben- vollendet wurden, aber auf einem anderen Niveau wie zur Zeit von Lenin und von Trotski.

Die kleinbürgerliche Intelligenz der armen Länder konnte ihre Lehrzeit in einem Zusammenhang haben, der von dem tiefen Rückgang der revolutionären Arbeiterbewegung vor und sofort nach dem Krieg geprägt wurde.

In den imperialistischen Industrieländern, wo das Proletariat numerisch über seine wichtigsten Kräfte und über die ältesten Traditionen des Klassenkampfs verfügte, haben die Sozialdemokratie und der Stalinismus die Arbeiterklasse der revolutionären Führung beraubt. Direkt und offen da, wo im Rahmen der Volksfronten aller Arten die eine wie der andere sich offen zum Dienst des imperialistischen Bürgertums ihres Landes gestellt haben. Indirekt, indem sie in den Jahren der Vorkriegszeit die faschistische Bewegung sich entwickeln ließen und sie ihr in Deutschland den Weg zur Macht bahnten, was ihr die Gelegenheit lieferte, die organisierte Arbeiterbewegung völlig zu zerstören.

Trotz des unermesslichen Leidens der Massen in dem Zweiten Weltkrieg, trotz der Schwächung beziehungsweise des Zusammensturzes der bürgerlichen Staatsapparate in mehreren europäischen Ländern, wurde der Zweite Weltkrieg in den kapitalistischen Industrieländern von einer revolutionären Welle, wie nach dem ersten Weltkrieg, nicht gefolgt. Das Proletariat als seiner Klasseninteressen bewusste politische Kraft war von der politischen Szene während dieser entscheidenden Periode der unmittelbaren Nachkriegszeit total abwesend. Seine mächtigsten Organisationen, ob politisch oder gewerkschaftlich, sozial-demokratisch oder stalinistisch, haben ihren ganzen Einfluss geltend gemacht, damit es so sei.

Diese politische Abwesenheit des Proletariats in den Industrieländern war bereits ein mächtiger Faktor an sich, um die revolutionäre bürgerliche Intelligenz der armen Länder davon zu überzeugen, dass das Proletariat weniger bedrohlich als in der vorigen Periode war. Noch mehr: die beschämte Weise, wie die so genannten kommunistischen Parteien und die sozialdemokratischen Parteien die koloniale Politik ihres Imperialismus unterstützt und gerechtfertigt haben, einschließlich bis zu ihren am meisten repressiven Aspekten - siehe die Französische KP hinsichtlich der Bombardierung von Sétif (in Algerien) oder hinsichtlich des Beginns des Indochina-Krieges, usw. - hat gleichzeitig die Parteien, die sich in den kolonisierten Ländern auf die Arbeiterbewegung in Opposition zum bürgerlichen Nationalismus beriefen, in Misskredit gebracht. In den unterentwickelten Ländern waren die einzigen KP, die sich nicht in Verruf gebracht sondern im Gegenteil Beachtung gewonnen haben, jene, die für den bürgerlichen Nationalismus Partei ergriffen.

Und der Stalinismus machte noch mehr für den bürgerlichen Nationalismus der armen Länder, als dem Proletariat eine Führung wegzunehmen. Er hat ihm Ideen und Methoden angeboten, um die ausgebeuteten Massen zu täuschen, indem er ihre revolutionäre Energie benutzt hat.

Der bürgerliche Nationalismus und der stalinistische Vermittler

Indem der beginnende Stalinismus den "Sozialismus in einem Land" erfand, brach er radikal mit dem revolutionären Kommunismus. Für die Revolutionäre der Kommunistischen Internationale - wie für Marx - galt die Formulierung von Trotzki: "Die Machteroberung durch das Proletariat schließt die Revolution nicht ab, sondern eröffnet sie nur. Der sozialistische Aufbau ist nur auf der Basis des Klassenkampfes auf nationaler und internationaler Ebene denkbar."

Für ihre Bedürfnisse als parasitäre Hauptschicht hat die Bürokratie den Nationalismus neu erfunden. Aber, weil diese Bürokratie aus der Entartung eines Staates stammte, der durch eine von Kommunisten geführte proletarische Revolution entstand und um die Tatsache zu verdecken, dass sie eine Macht an sich riss, die durch die Arbeiterklasse geschaffen wurde, fühlte sich die Bürokratie gezwungen, ihren Nationalismus unter dem Namen des Kommunismus zu verdecken. Sie hat aus dem Marxismus und aus dem Leninismus die Wörter geschöpft, um eine Ideologie und eine politische Wirklichkeit zu verbergen, die völlig das Gegenteil der Ideen von Marx und von Lenin ist.

Für Marx wie für jeden Kommunisten wäre der Ausdruck selbst "der Sozialismus in einem Land" ein Widerspruch in sich gewesen. Der Sozialismus kann nur aufgrund einer hohen Entwicklung der Produktivkräfte verwirklicht werden, und nur die von den kapitalistischen Fesseln losgemachte internationale Arbeitsverteilung kann es hervorbringen. Das heißt weltweit.

Aber die Bürokratie hatte gar kein Interesse für Sozialismus. Sie hatte nur ein Interesse daran, ihre Macht beizubehalten und zu rechtfertigen.

Sobald der "Sozialismus in einem Land" erfunden war, folgte ganz natürlich alles Übrige.

Da die Bürokratie die Freiheiten nicht dulden konnte, besonders nicht jene, die dem Proletariat erlaubt hätten, von ihr Rechenschaft zu fordern, erfanden seine "stalinistischen Ideologen" die Idee, dass der Kommunismus, die Einheitspartei, die Diktatur, das Fehlen der Freiheiten und der demokratischen Rechte bedeutete.

Da die Bürokratie es benötigte, dass die Arbeiter und die Bauern arbeiten, obwohl die proletarische Revolution soeben die Zwänge des privaten Kapitalismus abgeschafft hatte, erfanden ihre Ideologen die Idee, dass der Aufbau des Sozialismus, die Zwangskollektivierung für die Bauern, den Stachanowismus, die Akkordarbeit und die Unterdrückung für die Arbeiter, und die Zwangsarbeit für viele war.

Da die Bürokratie musste glauben lassen, dass die Gesellschaft sie benötigte, benutzten die Stalinisten den Druck des Imperialismus, um die Opfer zu rechtfertigen, die die Bürokratie von den ausgebeuteten Klassen verlangte, um ihren eigenen Nationalismus voranzutreiben und dabei stellte sie die nationale Isolierung als eine kommunistische Tugend vor.

Für die eigenen Bedürfnisse der Bürokratie malte der Stalinismus diese Menge von reaktionären Ideen in Rot an und gab ihr den Namen Kommunismus. Weil sie aus der Oktoberrevolution stammte, weil sie vom Prestige profitierte, das dies für die ausgebeuteten Massen der ganzen Welt (umfasste) bedeutete, und weil ihre Führer schienen, das Erbe von Lenin zu verkörpern, hatte die Bürokratie den Kredit und die Mittel, eine Wirklichkeit als Kommunismus gelten zu lassen, die genau das Gegenteil davon war.

Aber andere politische Kräfte, und durch sie das Groß- und Kleinbürgertum der rückständigen Länder, konnten für ihren eigenen Klassengebrauch dieses wunderbare Instrument, um die Massen zu täuschen, benutzen, das die Stalinisten erfunden hatten.

Die ersten nationalistischen Führer, die gewagt haben, die Macht zu erobern, indem sie sich auf revolutionäre Massenbewegungen gestützt haben - Tito, Mao Tse-tung, Ho Chi Minh -, wurden in der stalinisierten Komintern ausgebildet.

Es ist die stalinistische Führung der Komintern, die diese Führer wie viele andere eine Politik führen ließ, die die Arbeiterklasse von der Nationalbourgeoisie abhängig machte. Sie hat ihnen die Wörter, die Sätze, die "theoretischen Rechtfertigungen" gegeben, um es zu tun.

Unter unterschiedlichen Umständen und durch verschiedene Entwicklungen und Schwierigkeiten haben Tito, Mao und dann Ho Chi Minh aufgrund dieser Politik eine Verankerung, eine breite Basis gewonnen.

Um Trotzkis Ausdruck zu paraphrasieren, der stalinistische Makler hatte sein Werk ausgeführt. Er hatte diese kommunistischen Parteien mit ihrer Bourgeoisie versöhnt. Von nun an führten diese Parteien ihre nationalistisch-bürgerliche Politik für sich.

Keiner der drei nationalistischen Führer hat je mit der stalinistischen Phraseologie gebrochen. Und Ho Chi Minh hat nie den Verkehr mit Moskau abgebrochen.

Sie sind aber etwas ganz anderes als einfache Schüler oder Nachahmer des Herrn im Kreml geworden. Sogar etwas anderes als echte Stalinisten, wenn man unter Stalinismus den politischen Ausdruck der Interessen einer Bürokratie versteht, die auf dem Körper eines entarteten Arbeiterstaates entstanden ist.

Der Ursprung der Macht von Stalin ging trotz allem auf eine siegreiche proletarische Revolution, wenn auch verraten und gegen sich selbst umgedreht, zurück.

Was Mao betrifft, er zeigte tatsächlich konkret, wie zu vermeiden war, dass eine Revolution proletarisch wird. Es war also möglich! Indem er die Lehren des Stalinismus benutzte, um sich eine Strategie zur Eroberung der Macht zu schmieden, ist Mao ein Beispiel für die radikalen kleinbürgerlichen Nationalisten in den armen Ländern geworden; besser, er wurde für eine ganze historische Periode deren geistiger Führer.

Seitdem fand Mao viele Nacheiferer. Wir werden nicht über jene nationalistischen Führer sprechen, die an die Macht durch einen Militärstaatsstreich kamen (ohne irgendwelche revolutionäre Mobilisierung oder mit einer Mobilisierung, die von Anfang an gebrochen worden war), die eine "sozialistische" oder "kommunistische" Phraseologie benutzt haben, welche die Massen täuschen konnte, um zur Macht nicht im Rahmen einer Revolution zu gelangen, sondern im Gegenteil, um die zu vermeiden. Von Äthiopien Mengistus bis zum Kongo-Brazzaville der Militärs sind Beispiele in den unterentwickelten Ländern im Überfluss vorhanden.

Wir werden über die zwar außergewöhnlicheren Fälle sprechen, in denen revolutionäre (im vollen Sinn des Begriffs), nationalistische Organisationen innerhalb des radikalen Kleinbürgertums aufgetaucht sind, die bewusst die Leitung eines revolutionären Vorgangs abzielten, die den vorwegnahmen oder sogar versuchten, ihn hervorzurufen, die sich aber gleichzeitig wegen ihres Programms und ihrer Perspektiven ganz auf dem Terrain der Bourgeoisie stellten.

Einige von diesen Organisationen haben tiefe fortschrittliche soziale Veränderungen durchgeführt - oder sie haben sie von gewissen (ländlichen oder städtischen kleinbürgerlichen) Massen in bestimmten Grenzen durchführen lassen. Andere haben es nicht nur abgelehnt, gewisse besonders rückständige Aspekte ihrer Gesellschaft zu berühren, sondern sie haben im Gegenteil diese rückständigen Aspekte (Algerien) zugunsten ihrer Politik benutzt.

Einige Regimes, die durch diese Organisationen gebaut worden sind, sind gezwungen worden, um dem Druck des Imperialismus standzuhalten, ihre Großindustrie, beziehungsweise ihre Landwirtschaft im Ganzen oder teilweise zu verstaatlichen. Diese Umwandlungen drehten sich letztens in gewissem Maße gegen die Bourgeois ihres eigenen Landes (China, Kuba) um.

Aber kurz nach dem Zweiten Weltkrieg führten fast alle kapitalistischen sogar imperialistischen Staaten wie Frankreich wichtige Nationalisierungen durch, um die Mängel ihres Bürgertums zu überwinden, und diese Nationalisierungen in China oder in Kuba waren keine radikale Enteignung wie jene, die durch die proletarische Revolution in Russland ausgeführt wurde. Die Bourgeois einer gewissen Größe hatten die Möglichkeit, sich umzudrehen und ihr Kapital in Taiwan, Hongkong, Singapur oder anderswohin zu verlagern.

Andere Regimes dieses Typs suchen immer verzweifelt nach der politischen Anerkennung von ihrem eigenen Bürgertum (Nicaragua).

Über die Vielfalt der Situationen hinaus gibt es einige gemeinsame Züge in der Politik all dieser Organisationen. Direkt oder indirekt haben sie alle bei Mao gelernt, der gewissermaßen kodifiziert hat, was eine bürgerlich-nationalistische Leitung machen konnte, machen musste, oder auf jeden Fall nicht machen durfte, um eine revolutionäre Massenbewegung in eine bestimmte Richtung zu lenken und zu beherrschen. Mao hat ihnen gewissermaßen schlüsselfertig folgendes geliefert:

- eine Ideologie: zuerst nationalistisch, die sich aber für sozialistisch gab;

- eine nationale Einheitsstrategie: der Block der Klassen (der sogenannten revolutionären Klassen) gegen den Klassenkampf;

- ein Modell der Macht: die Einheitspartei (offen oder unter dem Deckmantel einer "Front");

- eine Taktik zur Machteroberung: ein Militärapparat wird durch terroristische Methoden in den Städten und/oder eine Guerillaarmee auf dem Land gebaut, und die Massen, die sich in den Kampf engagieren, müssen sich ihm anschließen, ohne ihn kontrollieren zu können.

- die Benutzung, wenn die Macht erobert wird, einer wirklichen oder künstlich geschürten äußeren Gefahr, um die von den Massen verlangten Opfer sowie die Diktatur und das Fehlen an Freiheiten zu rechtfertigen.

Eine nationale Einheitsstrategie: der Block der Klassen gegen den Klassenkampf

Diese revolutionären nationalistischen Organisationen haben es gemeinsam, dass sie die revolutionäre Energie der Massen benutzen wollen. Es ist die einzige Energie, die der Militärkraft einer imperialistischen Schutzmacht - in einer kolonialen Form oder nicht - und oft der Diktatur von herrschenden Cliquen Widerstand leisten kann. Sie sind entschlossen, die Massen im Dienst ihrer bekanntgegebenen politischen Ziele zu "mobilisieren": eine korrumpierte und unwirksame Diktatur gerade unter dem Gesichtspunkt einer gewissen bürgerlichen Entwicklung, oder eine besitzende imperialistische Kraft hinauszuwerfen. (Mit für einige unter ihnen Illusionen über die Möglichkeit, all das zu verwirklichen - indem die internationale Ausdehnung genau vermieden wird).

Aber gleich zu Beginn seiner Einführung ist der von den bürgerlichen Nationalisten gebaute Apparat der Kern ihrer künftigen Staatsapparats. Das heißt: diese "scheinbar über der Gesellschaft stehende Macht, die die Konflikte dämpfen und innerhalb der Schranken der ,Ordnung' halten soll" - um den Ausdruck von Engels wieder aufzunehmen, der über den Staat sprach. Eine Macht, die den Klassenkampf dämpfen und begrenzen soll, indem sie den Kampf der ausgebeuteten Klassen begrenzt, dämpft und wenn nötig niederschlägt.

Das größte Problem der bürgerlichen Nationalisten besteht darin, es zu verhindern, dass der Kampf der ausgebeuteten Klassen sich dank der Mobilisierung gegen die koloniale, nationale oder diktatorische Unterdrückung, die bekämpft wird, entwickelt, ohne dass die Massen sich jedoch entmutigen.

Deshalb bekämpfen gerade alle bürgerlich-nationalistischen Organisationen ohne Ausnahme die Idee des Klassenkampfs. Manchmal direkt sogar ohne mündliche Nuancen, indem sie sich offen auf den Antikommunismus berufen. Manchmal - die Nationalisten stalinistischen Ursprungs sind besonders Spezialisten davon geworden - haben sie als eine Form des Klassenkampfs eine unentbehrliche Anpassung des Klassenkampfs an die Bedürfnisse der nationalen Revolution vorgestellt: der Kampf eines "Blocks" mehrerer Klassen gegen "den gemeinsamen Feind".

Mao sprach vom "Block der vier Klassen". Andere von "einem einzigen Volk, einem einzigen Kampf bis zum Sieg", sogar von "einem einzigen Volk, einer einzigen Partei" - und sie vergaßen dabei, sich darüber zu äußern, was nach dem Sieg kommen würde.

Einige dieser nationalistischen Organisationen, während sie den Klassenkampf und besonders den Kampf der Arbeiterklasse mündlich anerkennen, behaupten, dass all das eine Legitimität nur... in einer "zweiten Etappe" haben werde, wenn die aktuelle revolutionäre Mobilisierung beendet ist.

Über die Unterschiede in ihrem Jargon hinaus führen alle bürgerlichen nationalistischen Organisationen einen unerbittlichen, gewalttätigen Kampf wenn nicht immer gegen jede spezifische Demonstration des Klassenkampfs der Arbeiter - sie haben nicht unbedingt die Mittel dazu - aber in allen Fällen gegen alle Organisationen, alle Aktivisten, die den Klassenkampf des Proletariats vertreten und die ihren Standpunkt innerhalb dessen verteidigen.

Der Nationalismus, das heißt die Idee, dass alle sozialen Klassen einer Nation gemeinsame Interessen haben, die sie als Gemeinschaft anderen als Gemeinschaft auch gesehenen Nationen entgegensetzen, dient für die revolutionären nationalistischen Führer als Gegenmittel gegen den Klassenkampf. Sie dient ihnen dazu, ihre ausgebeuteten Klassen zu täuschen, ihnen glauben zu lassen, dass das "nationale" Bürgertum ihr Freund sei, während das Proletariat, nicht nur in der unterdrückenden imperialistischen Macht, sondern auch in den anderen Nationen zu den gegnerischen Kräften gehört.

Daher das Verhalten, das unbedingt allen nationalistischen Organisationen unter allen Himmeln gehört, das darin besteht, eine ganze nationale Symbolik zu schaffen, die aus der Gegenwart oder der Vergangenheit gezogen wird, oder die total erfunden wird: Fahnen, Hymnen, Symbole, "nationale Helden" sogar Lebensweise oder Sprache.

Es spielt keine Rolle, zu wissen, ob Arafat einen persönlichen Geschmack für das Tragen der Kefije hat, ob afrikanische nationalistische Intellektuelle, die in mit all dem modernen Komfort ausgestatteten Villen leben, glauben, dass es für ihre Völker wirklich gut ist, zur vorkolonialen Gesellschaft und Lebensbedingungen zurückzukommen, oder ob die Führer der nationalistischen Guerilla in El Salvador ernsthaft an "die nationalen Besonderheiten" glauben, die ihre Kader hervorzuheben versuchen, um glauben zu lassen, dass der Kampf des salvadorianischen Volkes ganz verschieden von jenem des benachbarten Volkes aus Guatemala sei. All diese nationale Symbolik zielt darauf ab, "die nationale Identität", die Interessengemeinschaft den Massen fühlbar, unumstritten zu machen. Sie zielt gleichzeitig darauf ab, alles hassenswert zu machen, was spaltet, was die Einheit schwächt, und ausdrücklich den Klassenkampf.

Ein Modell der Macht: die Einheitspartei und das Fehlen der Demokratie

Für die proletarischen Revolutionäre ist die Revolution vor allem ein Volksaufstand. Genau, weil sie das ist, weil, um den Ausdruck von Lenin wiederaufzugreifen (Die Kindheitskrankheit...), die Revolution "durch das Bewusstsein, den Willen, die Leidenschaft, die Phantasie von zig Millionen Menschen verwirklicht wird, die der schärfste Klassenkampf vorwärtspeitscht", und genau, insofern, als der Klassenkampf der Motor der Revolution bleibt und als das Proletariat fähig ist, bis zum Ende seines Klassenkampfs zu gehen, kann die proletarische Revolution dieses wunderbare Werkzeug der sozialen Umwandlung sein, das fähig ist, die kapitalistische Organisation der Gesellschaft von Grund aus zu zerstören, und die Grundlagen einer ganz anderen sozialen Organisation zu schaffen.

Die proletarischen Revolutionäre kämpfen, damit die Arbeiterklasse die Staatsmacht ergreift und sie selbst ausübt.

Die Fähigkeit, den Staat zu leiten, ist für die Arbeiterklasse jedoch nicht angeboren. Es ist die Revolution selbst, die eine wunderbare Lehrschule ist. Sie ist die einzig mögliche für breite Massen. Als Lenin von einem Staat sprach, wo sogar eine Köchin fähig wäre, Führungsverantwortungen zu übernehmen, sprach er weder von dem Staat, wie er heute ist, noch von der Köchin wie sie heute ist, (die) das Gewicht der Ausbeutungsgesellschaft auf ihren Schultern tragend und mit ihren Vorurteilen im Kopf. Er sprach von einer Staatsmacht, die die ausgebeuteten Massen selbst in der Revolution schaffen konnten und von Köchinnen, die die Schule der Lehre der Revolution durchgemacht hatten, mit ihren unzähligen Aufgaben, Proben, Lehren, Rücksprüngen, in denen die proletarischen Massen die Klassen, die Parteien und die Menschen beurteilen lernen.

Deshalb betonte Lenin die Tatsache, dass "die revolutionäre Klasse, wenn sie ihre Aufgabe erfüllen will, es verstehen muss, alle Formen oder Seiten der gesellschaftlichen Tätigkeit (ohne die geringste Ausnahme) zu beherrschen..."

Deshalb besteht die Politik der proletarischen Revolutionäre in der Revolution darin, den Schwerpunkt zu legen, den Akzent auf die Klassen-Aspekte des Kampfes zu legen und sie bis zum Ende zu treiben.

Deshalb sind sie dafür, dass die ausgebeuteten Klassen sich völlig unabhängig von den anderen sozialen Klassen organisieren.

Deshalb sind sie dafür, dass die Ideen und die Politiken sich am stärksten so demokratisch wie möglich ausdrücken, damit die ausgebeuteten Klassen entscheiden, wählen, und sich der Politik der einen und der anderen bewusst machen können.

Deshalb versuchen die proletarischen Revolutionäre keineswegs ein Schema von oben, ein einziges Vorgehen aufzuzwingen, aber sie gehen von den Formen, die die Massen selber im Kampf finden, aus, um sie zu entwickeln; es ist dafür, dass sie den ausgebeuteten Massen helfen, alle Formen des Kampfes zu beherrschen: legal und illegal, parlamentarisch und militärisch, gewerkschaftlich und politisch.

Das Proletariat kann nur den Staat leiten lernen, wenn es seine eigenen Kämpfe leitet und die Kämpfe aller ausgebeuteten Klassen ebenfalls leiten lernt.

Die bürgerlichen Nationalisten, selbst wenn sie revolutionär sind, erzielen (es) nicht, dass das Proletariat den aus der Revolution stammenden Staat leitet. Ihr Ziel ist genau das Gegenteil. Sie wollen einen Staat, der fähig ist, das Proletariat zu unterdrücken, und der infolgedessen ganz unabhängig des Proletariats aufgebaut wird. Ihre Politik im Verlauf des Kampfes, ihre Methoden, ihr Verhalten werden dieser Ziele untergeordnet.

Für die nationalistischen Organisationen handelt es sich nicht nur darum, die Idee des Klassenkampfs selbst zu bekämpfen. Es handelt sich darum, sie zu ersticken, bevor sie sich entwickelt. Es handelt sich darum, sogar innerhalb der revolutionären Bewegung, und bevor sie zum Sieg führt, die Diktatur einer Einheitspartei, einer Einheitsleitung aufzuzwingen, die die Wirksamkeit des Kampfes eigentlich verkörpern sollte, und vor der alle Kämpfer eine Gehorsamspflicht haben. Die Bedürfnisse des Kampfes, seine Wirksamkeit werden als eine Rechtfertigung vorgestellt, wenn die nationalistische Leitung die Notwendigkeit empfindet, eine vorzustellen. Aber die Bedürfnisse des revolutionären Kampfes erfordern keineswegs, dass die zur Revolution erwachenden Massen von Anfang an, sich in die Wahlen und das politische Programm einer kleinen Gruppe nationalistischer Kleinbürger einsperren, die die Initiative des Kampfes ergriffen haben.

Die politische Konfrontation zwischen Parteien war gewiss kein Hindernis für den Sieg der Revolution in Russland. Im Gegenteil war sie die Bedingung davon. Ohne die Möglichkeit für die bolschewistische Partei, die am Anfang der Revolution völlig in Minderheit war, die Wirksamkeit ihrer Politik vor breiten Massen zu beweisen, hätten die Menschewiki und die revolutionären Sozialisten, die das Vertrauen der Massen hatten, die Revolution hundert(e) Male verraten können, bevor sie wahrscheinlich ihrerseits von irgendeinem Offizier à la Kornilow weggeschmissen wären.

Die Französische Revolution selbst, so bürgerlich sie auch durch ihren Klasseninhalt und ihre Ergebnisse war, war eine der größten - und der wirksamsten! - Revolutionen nur dank der breiten, demokratischen Aktivität der Massen, dank der politischen Auseinandersetzungen in ihrem Schoß, dank der aufeinander folgenden Entscheidungen, die die revolutionären Massen treffen konnten, von der konstitutionellen Monarchie bis zum Jakobinertum.

Aber genau das wollen die bürgerlichen nationalistischen Organisationen unbedingt vermeiden. Deshalb, selbst wenn sie es nicht erreichen, die Diktatur einer Einheitspartei innerhalb der Bewegung aufzuzwingen, versuchen sie, formell bestehende und unabhängige Parteien wie in der palästinischen nationalistischen Bewegung oder wie in Nicaragua in Fronten zu versammeln. Die Teilnehmer an diesen Fronten können in bestimmten Fällen ihre jeweiligen Vorschläge frei erörtern, sogar eventuell die Mehrheit und die Politik je nach dem Kräfteverhältnis und dem Kontext verändern, aber immer an der Spitze, immer durch leise Konfrontationen - selbst wenn sie gewalttätig sind -, die als Arena nur die Leitung oder eventuell das Apparat haben, aber nie, indem sie den revolutionären Massen die Möglichkeit geben, die Konfrontationen zu schlichten.

Die Bildung einer mehr oder weniger monolithischen "Front" ist im Übrigen eine fast allgemeine Haltung seitens der nationalistischen Organisationen. Gegenüber den Massen dient die Tatsache, dass die Bewegung durch eine "Front" und nicht durch eine Partei geleitet wird, als Demokratieersatz. Es ist eine Weise zu behaupten, dass alle politischen Tendenzen, alle Ideenströmungen, alle Komponenten "der Nation" am Kampf teilnehmen.

Wenigstens die "gesunden", die "patriotischen" Komponenten. Weil im Gegenteil die, die nicht akzeptieren, daran teilzunehmen, so den Beweis liefern, dass sie Feinde sind, die zerstört werden müssen.

Die Phraseologie dieser "Fronten" benutzt die Einheitsgefühle der Massen im Kampf, um diese "Fronten" zu rechtfertigen, und die nationalistische Leitung benutzt die "Fronten", um die politischen Unterschiede verschweigen zu lassen und um den Massen die Möglichkeit zu nehmen, im Verlauf der Ereignisse zwischen verschiedenen Politiken zu vergleichen, zu beurteilen und zu wählen.

Die algerische FLN hat die MNA niedergemetzelt, welche jedoch keine radikal verschiedene Politik als ihre darstellte.

In der nationalistischen palästinischen Bewegung, die ein Sammelbecken mehrerer Parteien ist, jede mit einer bestimmten Basis, mit seinem eigenen Militärapparat innerhalb des Apparats, hat niemand je den Vertrag verraten, der darin besteht, den öffentlichen politischen Kampf nicht einzuführen, selbst wenn die Rivalitäten zwischen Tendenzen mit Maschinenpistolenschüssen geschlichtet wurden.

Die bürgerlich-nationalistischen Führungen, die die Demokratie in der Bewegung im Namen der Wirksamkeit des Kampfes ablehnen, übergehen trotzdem nicht zur Demokratie, wenn sie an die Macht gekommen sind. Alle von bürgerlichen Nationalisten geschaffenen Regimes sind ausnahmslos Diktaturen, selbst wenn diese die Form einer persönlichen Diktatur wie in China unter Mao nicht annehmen, wie in Algerien unter Ben Bella oder Boumédienne, usw. und selbst wenn sie nicht von dem grausamen Wahnsinn wie das Regime von Pol Pot in Kambodscha abhängt.

Die Fronten, die durch revolutionäre nationalistische Organisationen geschaffen wurden, wenn sie das einheitliche Ohr und die Gefühle der Massen finden, erfordern von den proletarischen Revolutionären eine angepasste Politik und Taktik. Aber es kommt selbstverständlich nicht in Frage seitens proletarischer Revolutionäre, ihre politische Unabhängigkeit - und die organisatorischen Mittel, um sie zu gewährleisten - aufzugeben und in solchen Fronten zu verschwinden. Es wäre ein politischer Selbstmord und es würde auch bedeuten, das Terrain des Proletariats aufzugeben.

Eine Taktik der Eroberung der Macht: Terrorismus und Guerilla

Viele revolutionäre nationalistische Organisationen haben sich mit keinem oder mit einem extrem gemäßigten sogar konservativen sozialen Programm verankert. Die sandinistische Bewegung in Nicaragua hat nicht nur nicht versucht, in der Arbeiterklasse eigene Forderungen auszubreiten, weil sie wünschte, der Nationalbourgeoisie zu gefallen, aber sie hat nicht einmal versucht, sich die Sympathie der bodenlosen Bauern mit einem Programm der Beschlagnahme des großen Grundbesitzes zugunsten der armen Bauernschaft zu gewinnen.

Im Programm der algerischen FLN diente die nationale Unabhängigkeit als A und O für die Forderungen. Es gab nichts für die Arbeiterklasse, nichts für die arme Bauernschaft.

Die Nationalisten, die "die weiße Alleinherrschaft" in Rhodesien, heute Simbabwe, bekämpften, haben einfach "vergessen", dass die weiße Minderheit nicht nur das Wahlrecht als ihr Monopol errichtet hatte, sondern auch den Besitz der besten Böden. Mugabé und Co. schlugen ihrem Volk vor, der weißen Minderheit das Wahlmonopol zu entreißen aber nicht der privilegierten Minderheit dieser weißen Minderheit den Besitz des fruchtbaren Bodens zu entreißen.

Aber sogar die nationalistischen Organisationen, die den Ruf hatten, mehr radikal zu sein, haben nicht im Namen eines Programms kühner sozialen und wirtschaftlichen Umwandlungen gekämpft.

Sogar die Kommunistische Partei Chinas, die jedoch l947 die Kapazität hatte, die Führung der ganz unabhängig von ihr ausgelösten ländlichen Revolte zu übernehmen, und die Forderungen derer anzunehmen - dank dieser Bewegung wurde die Feudalklasse tatsächlich von dem chinesischen Lande radikal ausgerottet -, hatte während des ganzen chinesisch-japanischen Krieges - und sogar nachher bis l946 - eine etwas radikale Bodenreform von ihrem Programm gestrichen.

Der Radikalismus in den Militärmethoden dient als Ersatz für den Radikalismus in der Politik.

Die Nationalisten stützen sich auf die Feststellung, die von den ausgebeuteten Massen weitgehend geteilt ist, dass die amtierende Macht durch die Gewalt der Waffen hält, und schieben die rein militärischen Aufgaben vor, um die ausgebeuteten Massen zum politischen Schweigen zu bringen.

Für die Nationalisten handelt es sich nie darum, den kämpfenden Massen die militärischen Mittel zu geben, die den Bedürfnissen ihres eigenen Kampfes entsprechen. Es handelt sich darum, die Massen hinter den Kampf der nationalistischen Leitung militärisch einzureihen.

Es handelt sich nicht darum, sie dazu zu veranlassen, die Mittel zu finden, sich selbst zu verteidigen oder selbst anzugreifen. Es handelt sich darum, sie zur Überzeugung zu führen, dass sie nur durch die nationalistische Organisation verteidigt werden können, und dass infolgedessen, wenn sie die amtierende Macht bekämpfen wollen, sie sich unter der Leitung der nationalistischen Organisation und ihres Militärapparats stellen müssen.

Seit der Bildung der ersten terroristischen Gruppen bis zur Bildung echter Guerillaarmeen besteht das Problem der Nationalisten darin, Militärapparate zu bilden, die zeigen können, dass ihre Begründer den bewaffneten Kampf eingeleitet haben, dass sie aber auch fähig sind, die Ordnung in den Reihen der Bewegung aufrechtzuerhalten. Wie der Staatsapparat, der aus diesen Militärapparaten entstehen wird, fähig sein muss, die Ordnung innerhalb der Gesellschaft aufrechtzuerhalten.

Angesichts der Außengefahr: die nationale Einheit gegen die internationale Ausdehnung der Revolution

Dank diesen Methoden konnten also nationalistisch-bürgerliche Leitungen in mehreren Umständen die Spitze revolutionärer Massenbewegungen nehmen und aufbewahren.

Dabei haben sie die historischen Aufgaben des internationalen Proletariats gewiss nicht übernommen, im Gegensatz zu dem Quatsch des Vereinten Sekretariats oder jener, die aus ihm abstammen.

Haben sie nur die Aufgaben einer konsequenten demokratischen bürgerlichen Revolution übernommen, im Sinn wie zu ihrer Zeit die jakobinische Leitung der Französischen Revolution sie übernommen hatte ; im Sinne, mit dem Trotski es verstand, wenn er sagte, dass die Bourgeoisie und die politischen Kräfte, die auf ihrem Terrain stehen, nicht mehr fähig seien, sie zu übernehmen?

Nicht einmal.

In ihren jeweiligen Methoden gibt es eine Menge von Unterschieden zwischen der revolutionären Demokratie des Jakobinismus und dem revolutionären Bürokratismus seiner späten Nachfolger in den armen Ländern. Drinnen wie draußen übrigens. Die jakobinische Revolution war, hinsichtlich der Möglichkeiten dieser Zeit, revolutionär bis zum Ende. Sie versuchte nicht, sich in nationalen Grenzen einzusperren: Sie erstrebte, Europa, und sogar die Welt zu verändern. Sie befürchtete nicht, dass die Französische Revolution eine revolutionäre Kettenreaktion in Europa verursacht: Sie strebte bewusst danach. Das französische Bürgertum und Kleinbürgertum dieser Zeit waren revolutionär genug, um aus ihren Reihen Menschen, politische Kräfte(n) auftauchen zu lassen, die akzeptieren und wollen, dass ihre Revolution ansteckend sei.

Im Gegenteil wollte die algerische nationalistische Leitung beileibe nicht, dass die algerische Revolution sich ausdehnt, wäre es nur innerhalb derselben benachbarten arabischen oder berberischen Völker aus Marokko oder aus Tunesien, die jedoch derselben kolonialen Unterdrückung desselben französischen Imperialismus unterlagen. Einmal an der Macht angekommen schürte sie sogar einen anti-marokkanischen Nationalismus - und benutzte dafür den anti-algerischen Nationalismus der marokkanischen Monarchie -, so dass die zwei entgegengesetzten Nationalismen einen blöden Krieg zwischen den zwei Völkern verursachten, um ihre Diktatur zu rechtfertigen, und um zu versuchen, ihre Volksbasis zu stärken.

Die nationalistische Leitung Nicaraguas will auch nicht, dass die Revolution sich ausdehnt, sei es nur in diesem Mittelamerikanischen Isthmus, der von der Sprache, der Wirtschaft, der Geschichte her gesehen, viel mehr eine Einheit bildet als Europa zu der Zeit der Jakobiner.

Die bürgerlich-nationalistischen Revolutionäre, sogar die radikalsten, sind nur bis zu den Rändern ihrer mehr oder weniger nationalen Grenzen revolutionär, auch wenn dieses Gebiet lächerlich eng ist, auch wenn dessen Grenzen von den imperialistischen Mächten ganz künstlich aufgezwungen wurden. Wenn sie das Mittel und die Methoden gefunden haben, um die Revolution zu beherrschen, das ist mit dem Ziel, ihren mitreißenden, explosiven Charakter besser wegzunehmen.

Es kommt immer ein(en) Moment, spätestens wenn die Revolution die nationalen Grenzen überschreiten kann, wo die radikalsten, die konsequentesten bürgerlichen nationalistischen Revolutionäre tatsächlich gegen die Revolution vorgehen und sich ihrer Entwicklung widersetzen. Aus diesem Grund verhindern sie tatsächlich, dass die Revolution ausführt, was in anderen Zeiten die bürgerlich-demokratischen Revolutionen vollbracht haben.

Denn weder Algerien, Kuba, Vietnam noch sogar China trotz der Größe seines Territoriums ist es gelungen, ein demokratisches Regime sogar im bürgerlichen Sinn des Begriffs zu schaffen ; sie haben (bis heute) keine wirkliche Entwicklung der produktiven Kräfte(n) erlaubt; es ist sogar ihnen nicht gelungen, ihre Völker von der imperialistischen Unterdrückung, weder wirtschaftlich natürlich noch sogar politisch, zu befreien.

Trotski schrieb vor etwa sechzig Jahren: "In Bezug auf die Länder mit einer verspäteten bürgerlichen Entwicklung, insbesondere auf die kolonialen und halbkolonialen Länder, bedeutet die Theorie der permanenten Revolution, dass die volle und wirkliche Lösung ihrer demokratischen Aufgabe und des Problems ihrer nationalen Befreiung nur denkbar ist mittels der Diktatur des Proletariats als des Führers der unterdrückten Nation und vor allem ihrer Bauernmassen." Trotz der Erfahrung der chinesischen Revolution von l948, von Algerien, Kuba, Nicaragua, usw. behalten diese Zeilen ihren ganzen Wert. Die Geschichte hat sie auf ihre Weise bestätigt, einschließlich durch diese Erfahrungen.

19. September 1987