Seltene Metalle, Energiewende und grüner Kapitalismus

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Februar 2023

aus der Zeitschrift Lutte de Classe von Februar 2023

Seit Jahren halten von Staatschefs der größten Industriestaaten eine feierliche Rede nach der anderen darüber, wie dringlich es ist, Maßnahmen zur Bekämpfung der globalen Erwärmung zu ergreifen und eine Energiewende einzuleiten. Diese Energiewende bestünde darin, den Anteil der fossilen Brennstoffe Kohle, Öl und Gas zu verringern und stattdessen erneuerbare Energien zu nutzen.

Doch all das bleiben leere Worthülsen. Um den Titel eines im Juni 2022 veröffentlichten Berichts von mehreren hundert Experten zu zitieren: „Die Energiewende findet nicht statt“. Tatsächlich werden bis heute 80 Prozent der weltweit genutzten Energie noch immer aus Öl, Gas und Kohle gewonnen. Schlimmer noch, seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine haben die Staaten die umweltschädlichsten Energieproduktionen wieder aufgenommen: Kohlekraftwerke und Schiefergas, das aus den USA importiert wird, da dessen Produktion in der Europäischen Union aufgrund seiner schädlichen Auswirkungen auf die Umwelt immer noch verboten ist.

Die führenden Staatschefs haben noch nie so viel über Ökologie gesprochen wie heute – aber ändern tut sich nicht viel. Im kapitalistischen System sind die Herrschenden der Wirtschaft nur dann bereit, Innovationen in Betracht zu ziehen, wenn diese eine Quelle neuen Profits zu versprechen werden. Das ist der Fall, wenn Staaten neue Industriezweige wie die Herstellung und Inbetriebnahme von Windkraft- und Photovoltaik-Anlagen großzügig finanzieren. In jüngster Zeit zeichnen sich in der Automobilbranche Entwicklungen im Bereich der Elektro-Autos ab. Die Autohersteller vermuten, dass ein neuer Markt entsteht, und der Erfolg von Tesla hat ihren Appetit angeregt.

Es ist noch schwierig, das Ausmaß dieser Veränderungen abzuschätzen, denn die betroffenen Kapitalisten und die Regierungen, die ihre Interessen vertreten, sind dazu selber nicht in der Lage. Um nur ein Beispiel zu nennen: Ende Oktober 2022 verfügte die Europäische Union, dass der Verkauf von Neufahrzeugen mit Verbrennungsmotor bis 2035 eingestellt werden muss. Das hinderte einen ihrer Hauptverantwortlichen, den EU-Binnenmarkt-Kommissar Thierry Breton, nicht daran, nur eine Woche nach dieser Entscheidung zu erklären, dass die Hersteller weiterhin solche Fahrzeuge herstellen sollten! Die Kapitalisten und ihre Vertreter, die mit den Widersprüchen ihrer eigenen Wirtschaft und den daraus resultierenden Unsicherheiten konfrontiert sind, sind selber vollkommen unfähig, sich zu orientieren.

Dieser Artikel wird sich nur mit einem der Elemente befassen, die ihre Unsicherheit nähren, aber nicht dem unwichtigsten: den Rohstoffen, die für die Herstellung von Elektrofahrzeugen unerlässlich sind.

 

Metalle - das Öl des 21. Jahrhunderts?

Laut einer Studie der Internationalen Energieagentur (IEA) aus dem Jahr 2021 benötigt ein typisches Elektro-Auto sechsmal mehr mineralische Rohstoffe als ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor: Kupfer für die elektrische Verkabelung, Kobalt, Grafit, Lithium, Nickel...

Im Jahr 2040 könnte die Nachfrage nach Lithium 50-mal höher sein als heute und die Nachfrage nach Kobalt und Grafit 30-mal höher – zumindest wenn die Welt sich beeilt, Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren durch Elektrofahrzeuge zu ersetzen. Zu diesen Mineralien kommen noch andere hinzu, die nicht weniger unentbehrlich sind und die Unsicherheit der Industrie noch weiter schüren, die sogenannten seltenen Metalle: Seltene Erden, Vanadium, Germanium, Wolfram, Antimon, Beryllium... Insgesamt etwa 30 Metalle, von denen eine winzige Dosis nach ihrer industriellen Verarbeitung ein Magnetfeld erzeugt, durch das Energie erzeugt werden kann, ohne dass dabei auch nur ein Gramm CO2 entsteht.

Auch wenn ihr Name dies vermuten lässt, sind diese Metalle gar nicht so selten. Sie kommen überall auf der Erde vor und finden sich oft zusammen mit den am häufigsten vorkommenden Metallen wie Eisen, Kupfer, Zink oder Blei, wenn auch meist nur in winzigen Mengen. Die Mineralogen kannten diese Mineralien seit dem 18. Jahrhundert, aber für die meisten von ihnen hatte man keine industrielle Verwendung. Lange Zeit wurden sie nur in geringen Mengen abgebaut, da ihre Gewinnung kostspielig war. Mit der Entwicklung der modernen Elektronik und der Mobiltelefone, die fast 20 % der Gesamtproduktion an seltenen Metallen verbrauchen, ist ihre Gewinnung wesentlich rentabler geworden.

Die Gewinnung dieser seltenen Metalle ist extrem umweltschädlich. Ihre Veredlung ist es noch mehr, da nach der Zerkleinerung des Gesteins zahlreiche chemische Reagenzien wie Schwefel- und Salpetersäure eingesetzt werden müssen. Es sind Dutzende von Arbeitsgängen erforderlich, um nahezu 100 % reine Seltene Erden zu erhalten. Außerdem braucht man Hunderte Kubikmeter Wasser, das sich mit diesen Säuren vermischt und dessen Abwässer Flüsse und Grundwasser verschmutzen können. Es gibt Anlagen, die die Verschmutzung des Wassers verhindern würden. Doch die Industrie scheut sich, diese zu installieren, da dies mit hohen Kosten verbunden ist.

Aus diesen Gründen kann man schwerlich behaupten, dass Elektroautos weniger umweltschädlich sind. Die Verschmutzung, die dank der Elektroautos nicht mehr in den Ballungsräumen freigesetzt würde, würde in die Bergbaugebiete verlagert. Doch darum machen sich die Autohersteller oder gar die Experten der IEA keine Sorgen.

Genauso wenig wie sie sich um die gesellschaftlichen Bedingungen sorgen, unter denen diese Metalle abgebaut werden. Um nur ein Beispiel zu nennen: Weltweit werden 80% der Kobalterze in einem einzigen Land, der Demokratischen Republik Kongo abgebaut – hauptsächlich in der Provinz Katanga im Süden des Landes.

In dieser Region herrscht seit Jahrzehnten ein ständiger Kriegszustand: Bergbaukonzerne und Milizen kämpfen um die Kontrolle der Bergwerke. Während der Großteil des Kobalts in riesigen industriellen Bergwerken gewonnen wird, werden fast 20% des kongolesischen Kobalts mit handwerklichen Methoden abgebaut, unter anderem von mehrere zehntausenden Kindern. Der Ausdruck „Blutmineralien“ trifft auf all diese Mineralien zu, die den Weltmarkt und die Profite der Industriellen in den großen westlichen Ländern befeuern.

 

Der Kampf der Kapitalisten und ihrer Staaten um die Rohstoffe

Das Einzige, was die IEA-Experten (die sich zum Sprachrohr der Industrie machen) beunruhigt, ist die Tatsache, dass sich die Rohstoffquellen für diese Mineralien noch mehr als bei Öl und Gas auf eine geringe Anzahl von Ländern konzentrieren. Das Beispiel Kobalt wurde bereits genannt. Man könnte noch das von Lithium hinzufügen, das im Wesentlichen in zwei Ländern, Argentinien und Chile, zu finden ist. 80% des weltweiten Angebots an Lithium stammt aus diesen beiden Ländern. Bei Kupfer liefern vier Länder – Argentinien, Chile, die Demokratische Republik Kongo und Peru – den größten Teil des weltweiten Angebots.

Die IEA rechnet daher mit noch größeren Spannungen als bei der Kontrolle über Öl und Gas. Der Bericht kommt zu dem Schluss: „Die schnell wachsenden Märkte für Schlüsselmineralien könnten Preisschwankungen, geopolitischem Einfluss und sogar Versorgungsstörungen ausgesetzt sein.“

Aus all diesen Gründen versuchen alle Hersteller, ihre Mineralienversorgung zu sichern. Sie schließen Abkommen in allen Teilen der Welt. Ein Beispiel ist Tesla, das nach Ford und Hyundai nun auch in Indonesien investieren will, einem Land mit den größten Nickelreserven der Welt. Tesla hat im August 2022 Lieferverträge mit zwei Gießereien unterzeichnet, die in dem Industriepark angesiedelt sind, in dem sich die größte integrierte Nickelproduktionsstätte des Landes befindet.

Die Staaten betreiben eine regelrechte Metall-Diplomatie im Dienste ihrer Konzerne. Auf Druck von Washington konnte eine Gruppe amerikanischer Konzerne eine führende Rolle im Kachi-Projekt übernehmen, das die Errichtung großer Lithium-Produktionsanlagen in Argentinien in Zusammenarbeit mit Ford vorsieht. Auf diese Weise kann der Automobilhersteller sicher sein, dass seine künftigen Lieferungen sichergestellt sind.

Es werden zahlreiche bilaterale Abkommen zwischen Staaten unterzeichnet, um die Lieferung dieser als kritisch eingestuften Metalle zu gewährleisten. So hat Japan zum Beispiel Abkommen mit Australien, Kasachstan, Indien und Vietnam. Die EU hat ein Abkommen mit Kanada unterzeichnet, um Investitionen europäischer Unternehmen in dessen Bergbau-Sektor zu erleichtern, und verhandelt derzeit mit Chile, Mexiko und Neuseeland über Importverträge für Seltene Erden. Die Vorsitzende der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, kündigte im September 2022 die Schaffung strategischer Reserven für Lithium und Seltene Erden an. Doch innerhalb Europas vergisst jeder Staat nicht, die Interessen seiner eigenen Industriellen zu verteidigen. So war die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel mehrmals in die Mongolei, um Bergbau-Partnerschaften zu unterzeichnen. Die Konkurrenz um die Sicherung der Rohstoffversorgung schürt zunehmend die Rivalität zwischen den Staaten.

 

China ist der größte Produzent seltener Metalle ... zum Vorteil der westlichen Kapitalisten

Die Kapitalisten der imperialistischen Mächte stehen vor einem Problem, denn China liefert mittlerweile 70 Prozent der seltenen Metalle. Und es ist schwieriger, Druck auf die chinesische Führung auszuüben als auf die politische Führung in Indonesien oder Argentinien.

China verfügt über bedeutende Lagerstätten. Doch seine Bodenschätze sind nicht der einzige Grund dafür, dass China mittlerweile ein wirtschaftliches Schwergewicht auf diesem Gebiet geworden ist. Bis in die 1990er Jahre betrieb der US-Konzern Molycorp die Mountain-Pass-Mine in Kalifornien, die damals die größte Produktionsstätte für Seltene Erden auf der Welt war. Der gesamte Verarbeitungszyklus wurde von der General-Motors-Tochter Magnequench in Indiana beherrscht. In den 1980er Jahren war der französische Konzern Rhône-Poulenc einer von zwei Konzernen weltweit, die die Seltenen Erden chemisch verarbeiteten. Über seine Fabrik in La Rochelle lief 50% des Weltmarktes. Um die Produktionskosten erheblich zu senken, richteten die westlichen Konzerne Anfang der 1990er Jahre ihre Augen auf China.

Der chinesische Staat erkannte die sich bietende Möglichkeit und begann proaktiv, seine Vorkommen an Seltenen Erden zu erschließen. Im Frühjahr 1992 soll der chinesische Staatschef Deng Xiaoping erklärt haben: „Der Nahe Osten hat Öl, China hat Seltene Erden“. Im Jahr 2002, als die Mountain-Pass-Mine geschlossen wurde, waren die Produktionskosten für Seltene Erden in China nur halb so hoch wie in den USA.

China, das bereits die Werkbank der Welt war, wurde so zum Hauptproduzenten der Mineralien, die für die westlichen Volkswirtschaften unverzichtbar sind. Die etwa 10.000 Bergwerke, die über das gesamte chinesische Staatsgebiet verstreut sind, haben erheblich dazu beigetragen, die Umwelt des Landes zu ruinieren. Neben der chemischen Verschmutzung kommt noch die Radioaktivität hinzu, die durch den Abbau dieser Mineralien entsteht. Die Mineralien selbst sind nicht radioaktiv, aber Thorium und Uran, mit denen sie oft vermischt sind, sind es. 75% der weltweit abgebauten Seltenen Erden werden in dem Abbaugebiet bei Baotou gewonnen, der Hauptstadt der Inneren Mongolei. Rund um das Abbaugebiet in diesem Ballungsraum mit drei Millionen Einwohnern soll die Radioaktivität laut mehreren Experten doppelt so hoch sein wie die Radioaktivität, die heute in Tschernobyl gemessen wird. Was die beim Abbau entstehenden Abfälle betrifft, so müssten diese mehrere hundert Jahre lang isoliert werden. Um die niedrigsten Produktionskosten zu erzielen, wurde jedoch in keiner Weise dafür gesorgt, die Umweltverschmutzung zu begrenzen.

 

Der chinesische Staat und die imperialistischen Mächte

Der chinesische Staat hat auch seine Industrie zur Veredlung der seltenen Metalle ausgebaut – eine Aktivität, die ebenfalls umweltschädlich und teuer sind. So fördert China zwar keine großen Mengen an Kobalt und Nickel, aber etwa 65% des verarbeiteten Kobalts und 35% des verarbeiteten Nickels weltweit entstammen chinesischen Fabriken. Während China 11% des weltweiten Lithiums fördert, liefert es fast 60% des verarbeiteten Lithiums.

Der chinesische Staat hat ebenfalls versucht, ausländische Unternehmen für Investitionen in China zu gewinnen, um deren technologisches Know-how zu erwerben. Teilweise hat es diese auch direkt übernommen: Bereits 1995 kaufte ein chinesischer Konzern das amerikanische Unternehmen Magnequench auf, und fünf Jahre später wurde die Fabrik in Indiana in die Stadt Tianjin südöstlich von Peking verlagert. Dank dieser proaktiven Politik konnte der chinesische Staat die Fähigkeit zur Herstellung von Hightech-Produkten erwerben. Während Ende der 1990er Jahre Japan, die USA und Europa 90% des Marktes für Magnete, die am häufigsten in Mobiltelefonen und Elektromotoren verwendet werden, in der Hand hatten, kontrolliert heute China drei Viertel der weltweiten Produktion. Die Stadt Baotou ist zum „Silicon Valley der Seltenen Erden“ geworden. Hier werden weltweit ein Drittel der Magnete mit Seltenen Erden produziert, die sowohl für Motoren von Elektroautos als auch für iPhones gebraucht werden.

China wurde 2018 seinerseits zum Importeur von rohen oder wenig verarbeiteten Seltenen Erden. Sie stammen aus Australien, Malaysia, Burma, Vietnam oder Afrika. Wie die anderen Großmächte betreibt also auch der chinesische Staat eine Metall-Diplomatie, um seine Versorgung zu sichern. So wurde in der Demokratischen Republik Kongo die Mehrheit der großen Kobaltminen von chinesischen Konzernen aufgekauft. Im Jahr 2016 wurde der chinesische Konzern Schengen zum größten Anteilseigner des australischen Unternehmens Greenland Minerals Ltd. und schloss mit diesem ein Abkommen, das ihm die gesamte Produktion von Seltenen Erden in der Kvanefjeld-Mine in Grönland sichert, sobald dort die Produktion angelaufen ist.

Mit dieser Politik verteidigt der chinesische Staat seine eigenen Interessen und die einer privilegierten reichen Minderheit. So ist der Gründer und Leiter des Unternehmens CATL, des weltweit größten Herstellers von elektrischen Lithium-Ionen-Batterien (die am häufigsten verwendeten Batterien, von denen fast 80% in China hergestellt werden) die viertreichste Person in China geworden und steht auf der Liste der 30 reichsten Menschen der Welt. Von dieser Politik profitieren aber auch westliche Konzerne, die ihre Produktion nach China ausgelagert haben. Das gilt zum Beispiel für Apple, das seine iPhones in den Fabriken des taiwanesischen Konzerns Foxconn produzieren lässt. Das gilt auch für alle westlichen Autohersteller, die ihre Elektro-Batterien von dort beziehen.

Aber auch für die Kapitalisten kann es am Ende problematisch werden, so stark von einem Staat abhängig zu sein, der die Fähigkeit hat, dem Druck des Imperialismus zu widerstehen. Das wurde deutlich, als Peking im September 2010 auf den Weltmärkten Panik auslöste, indem es seine Exporte von Seltenen Erden nach Japan abrupt stoppte. Die chinesische Führung setzte dieses Druckmittel im Streit um die Senkaku-Inseln im Chinesischen Meer ein, über die sie seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs die Kontrolle beansprucht.

Nach dem Embargo versuchte die US-Regierung, die Abhängigkeit von China zu verringern. So unterstützte sie die Wiedereröffnung der Anlage Mountain Pass, die seit Anfang 2018 wieder in Betrieb ist. Das Pentagon beabsichtigt, den Bau von Fabriken zur Metallveredlung auf amerikanischem Boden zu finanzieren. Immerhin können viele militärische Ausrüstungsgegenstände, darunter auch die F16-Flugzeuge, ohne diese wertvollen seltenen Metalle nicht funktionieren.

Diese Mineralien sind also zu den immer zahlreicher werdenden Faktoren hinzugekommen, die die Spannungen zwischen den USA und China anheizen und die bei einer weiteren Verschärfung der Krise in Zukunft zu einer militärischen Konfrontation führen könnten. Das ist nichts Neues, und es ist sogar diese Art von Krise, die in der Vergangenheit zum Ausbruch zweier Weltkriege geführt hat. Bereits 1916 beschrieb Lenin dieses Phänomen in Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus: „Je höher entwickelt der Kapitalismus, je stärker fühlbar der Rohstoffmangel, je schärfer ausgeprägt die Konkurrenz und die Jagd nach Rohstoffquellen in der ganzen Welt sind, desto erbitterter ist der Kampf um die Erwerbung von Kolonien.“ Heute sind es keine Kolonien mehr, aber die Kämpfe um die Kontrolle von Einflussgebieten sind nicht weniger heftig, im Gegenteil.

 

Die Politik der Konzerne: Aktionäre befriedigen statt Stollen graben

Das vorherrschende Gewicht, das China erlangt hat, wird den Kapitalisten in der Zukunft vielleicht irgendwann Probleme bereiten. Das größte Hindernis für die Entwicklung neuer Industriezweige ist derzeit jedoch die Politik der Bergbaukonzerne selber. Da sie sich weigern, Risiken einzugehen, haben sie eine malthusianische Politik verfolgt, die darin besteht, ihre Investitionen zu begrenzen, um in erster Linie ihre Profite zu sichern. Alle Kapitalisten, egal in welcher Branche, haben diese Haltung eingenommen, da es ihnen an Vertrauen in ihre eigene Wirtschaft mangelt.

Im Bergbausektor wird diese Unsicherheit durch die massive Spekulation verstärkt, die die Metallpreise sehr stark schwanken lässt. So lag der Preis für Kobalt am 1. Januar 2016 24.000 USD/t, die Spekulation vervierfachte ihn auf 95.000 USD/t im Jahr 2018, und im April 2019 fiel er wieder auf 30.000 USD/t. Die Preise für andere Metalle haben sich ähnlich entwickelt. Seit der Invasion der Ukraine im Februar 2022 erlebten sie alle einen Höhenflug, bevor sie in den folgenden Monaten wieder abstürzten.

Diese extreme Volatilität macht jede Prognose sehr unsicher. Dies hindert die Giganten des Bergbausektors jedoch nicht daran, historische Gewinne zu verzeichnen, da sie die Zeiten steigender Preise zu nutzen wussten. So haben die drei größten Konzerne der Branche – Rio Tinto, BHP und Glencore – im Jahr 2021 einen Gewinn von fast 140 Milliarden US-Dollar erzielt, dreimal so viel wie 2015. Allerdings nutzen sie ihre Gewinne vor allem, um die Aktionäre zu beglücken: Sie erhöhten die Dividendenzahlungen oder kauften ihre eigenen Aktien auf, um den Aktienkurs zu steigern.

HingegenGHHin haben sie ihre Investitionen eingeschränkt. Anders als die Dividenden sind diese sehr viel niedriger als vor zehn Jahren. Das Gewicht dieser Unternehmen ist beträchtlich. Allein der Schweizer Konzern Glencore, der sowohl Produzent als auch Händler ist, kontrolliert rund 6% der weltweiten Kupfergewinnung, 20% des Kobalts, 4% des Nickels und fördert auch Kohle in bedeutendem Maße. Wenn diese Konzerne beschließen, ihre Produktion einzuschränken, hat dies einen entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung des gesamten Sektors und letztlich auf die Entwicklung der gesamten Wirtschaft.

 

Es gibt keinen grünen Kapitalismus! Die einzige Zukunft ist der Kommunismus!

Wird es genug Metalle geben, um die Entwicklung von Elektroautos zu ermöglichen? Diese Frage beschäftigt die Autoindustrie, doch niemand ist heute in der Lage, eine Antwort darauf zu geben. Mit Sicherheit kann man jedoch sagen, dass all dies nicht viel mit der Sorge um die Umwelt zu tun hat. Im Kapitalismus haben solche Sorgen keinen Platz. Für die Kapitalbesitzer besteht die einzige Sorge darin, ihre Rendite zu berechnen und dafür zu sorgen, dass diese so hoch wie möglich ist.

Es gibt genauso wenig einen grünen Kapitalismus wie es einen Kapitalismus mit menschlichem Antlitz gibt. Der langfristige Umgang mit den Ressourcen der Erde, die Auswirkungen ihrer Ausbeutung auf die Umwelt – all das spielt keine Rolle. Die Arbeits- und Lebensbedingungen der Millionen Proletarier, die Mineralien abbauen, sie verarbeiten und in die Fabriken bringen, in denen die Autos zusammengebaut werden, tauchen in den Büchern der Kapitalisten nur unter der Rubrik Produktionskosten auf, die so niedrig wie möglich sein müssen.

In welchem Bereich auch immer: Der Kapitalismus ist völlig unfähig, seine Widersprüche zu überwinden. Im Gegenteil, der Gesellschaft drohen mit der Verschärfung der wirtschaftlichen, politischen und klimatischen Krisen die schlimmsten Katastrophen. Keine neue Technologie, egal welcher Art, wird den Kapitalismus und seine Funktionsweise verändern oder die Herrschaft des Profitgesetzes über die gesamte Wirtschaft beenden können. Die Lösung ist nicht technisch, sondern politisch. Die Zukunft hängt von der Fähigkeit der Arbeiterklasse ab, der Macht der Bourgeoisie ein Ende zu setzen und die Führung der Gesellschaft zu übernehmen. Nur dann wird es möglich sein, die Wirtschaft entsprechend den Bedürfnissen der meisten Menschen neu zu organisieren und der Menschheit eine Zukunft zu bieten, die dem entspricht, was der Fortschritt der Wissenschaften ermöglichen könnte.

 

10. Januar 2023