Spanien 1931-1937: die Politik der Volksfront gegen die Arbeiterrevolution

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August 2017

Dieser Text wurde vor kurzem übersetzt. Es handelt sich um einen Vortrag anlässlich des Cercle Léon Trotsky - Leo Trotzki-Kreises -, der in Paris am 3. Mai 1996 stattfand.

 

Spanien 1931-1937: die Politik der Volksfront gegen die Arbeiterrevolution

Vor sechzig Jahren, im Jahr 1936, erlebte Spanien revolutionäre Ereignisse, deren Ausgang sich als entscheidend erwies - nicht nur für den Fortgang der Geschichte in Spanien, sondern in der ganzen Welt. Im Spanischen Bürgerkrieg wurden nicht nur die Waffen und die Militärtechnik des Zweiten Weltkriegs getestet. Die Spanische Revolution war auch die letzte Gelegenheit, in der die Arbeiterklasse diesen Krieg hätte aufhalten können.

Die Ereignisse des Sommers 1936 kamen nicht aus dem Nichts. Die revolutionäre Krise, die Spanien erschütterte, hatte zu Beginn des Jahrzehnts begonnen - mit den Ereignissen, die 1931 zum Abgang König Alfons XIII. und zur Verkündung der Republik geführt hatten. Trotzki schrieb damals (am 24. Januar 1931): "Die kapitalistische Kette ist schon wieder in Gefahr in ihrem schwächsten Glied zu zerbrechen: die Reihe ist an Spanien."

Im Rahmen dieser Broschüre alle Aspekte jener Zeit behandeln zu wollen, die sich von 1930 bis zum Ende des Bürgerkriegs erstreckt, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Wir werden daher fast gar nicht von den militärischen Aspekten des Spanienkrieges sprechen, ebenso wenig von den internationalen politischen Beziehungen in der Zeit von 1936 bis 1939, auch nicht von dem, was sich in der von Franco besetzten Zone während des Bürgerkrieges abspielte, noch von speziellen Problemen wie zum Beispiel der besonderen Lage im Baskenland. Wir haben uns dafür entschieden, ausschließlich einen einzigen Aspekt zu behandeln: den Aspekt, der für uns der wichtigste und entscheidende ist, das heißt die Politik der Organisationen, die von sich behaupteten, die arbeitenden Massen zu vertreten.

Spanien am Vorabend der Revolution

Spanien war im Jahr 1930 eine Monarchie von ungefähr 24 Millionen Einwohnern. Das Land war arm, unterentwickelt und hatte noch viele feudale Züge. Der Großgrundbesitz prägte und beherrschte noch immer das Land, insbesondere im Süden, in Andalusien und der Extremadura.

Zwei Prozent der Grundbesitzer Spaniens besaßen rund zwei Drittel des Landes. Neben riesigen Ländereien, die zum Teil nicht einmal bestellt wurde (30% der landwirtschaftlichen Nutzflächen lag brach) gab es winzige Höfe, die ihren Besitzern nicht einmal das Überleben ermöglichten. Und dann gab es all die Pächter und Landarbeiter, denen das Land, das sie bearbeiteten, nicht gehörte. Das Elend war schrecklich. "Der Spanier geht ohne Abendessen schlafen", lautete ein verbreitetes Sprichwort. Millionen Menschen wünschten sich sehnlich die Aufteilung des Großgrundbesitzes.

Die spanischen Industriekapitalisten hatten sich zwar seit Anfang des Jahrhunderts entwickelt, insbesondere dank ihrer Neutralität während des ersten Weltkrieges. Doch als der Krieg zu Ende war, verlor das Land sofort seine Märkte auf dem Weltmarkt. Ein guter Teil der spanischen Industrie war im Übrigen in den Händen ausländischen - insbesondere englischen und an zweiter Stelle französischen - Kapitals.

Diese Bourgeoisie, die sich zu spät entwickelt hatte, vom ausländischen Kapital abhing und mit dem grundbesitzenden Adel verflochten war, war vollkommen unfähig, das Land grundlegend umzukrempeln, es von den feudalen Strukturen zu befreien, die seine Entwicklung hemmten. Die Bourgeoisie arrangierte sich sehr gut mit der Monarchie und ganz konkret mit dem Monarchen Alfons XIII., der 1902 den Thron bestiegen hatte.

In dieser archaischen Gesellschaft, hatten die Kirche und die Armee ein beachtliches Gewicht.

In Spanien, den Land par Excellence der Inquisition, war die katholische Kirche immer einer der wichtigsten Pfeiler der Monarchie gewesen. Der Staat gab Millionen aus, um die Kirche zu subventionieren. 1930 zählte das Land 5.000 Klöster, 80.000 Mönche und Nonnen sowie 35.000 Priester.

Die Kirche war der größte Großgrundbesitzer des Landes und auch die größte kapitalistische Macht. 1912 kontrollierte der Jesuitenorden ein Drittel des spanischen Kapitals. Ein Sprichwort fasste die Finanzmacht der Kirche in folgenden Worten zusammen: "Das Geld ist ein guter Katholik."

Nach dem Weihwasser, der Säbel: Man zählte in der spanischen Armee mehr Offiziere als in allen anderen Armeen Europas: ein Offizier für 6 Soldaten. Das sagt bereits alles über den parasitären Charakter der Militärkaste aus, die im gesamten 19. Jahrhundert immer wieder mit Staatsstreichen in die Politik eingegriffen hatte.

1930 war die Armee tiefgreifend geprägt von dem Kolonialkrieg, den Spanien zwischen 1912 und 1926 zur Eroberung Marokkos geführt hatte.

Die Arbeiterbewegung

Aber in diesem, auf verschiedenen Gebieten unterentwickelten Land gab es dennoch eine Arbeiterklasse, die die industrielle Entwicklung zu Beginn des 20. Jahrhunderts vergrößert und gestärkt hatte.

Die spanische Arbeiterklasse hatte starke Kampftraditionen, inklusive in politischen Streiks. Die drei Jahre Kampf, die auf die russische Revolution folgten, wurden sogar die "bolschewistischen Jahre" genannt. 1930 hatte die von den Anarchisten gegründete Gewerkschaft CNT (die Nationale Arbeitskonföderation) den größten Einfluss in der Arbeiterklasse, insbesondere in Katalonien und Andalusien. Sie hatte mehrere hunderttausend Anhänger. Daneben gab es auch die Gewerkschaft UGT (die Allgemeine Arbeitervereinigung), die mit der Sozialistischen Partei verbunden war und in Asturien sowie der Region um Madrid die Mehrheit hatte. Diese beiden Strömungen teilten sich den Einfluss in der Arbeiterbewegung.

Es gab außerdem eine winzige Kommunistische Partei, die wie die anderen kommunistischen Parteien in diesen Jahren einen sektiererischen Kurs eingeschlagen hatte und die anarchistischen und sozialistischen Arbeiterorganisationen als "Zwillinge" der Faschisten bezeichnete. In Katalonien hatte sich ein Teil der Aktivisten der Kommunistischen Partei geweigert, diesem politischen Kurs zu folgen und gründete stattdessen den "Arbeiter- und Bauernblock". Er gehörte zur Rechtsopposition, die sich nach dem Bruch zwischen Stalin und Bucharin eine Zeit lang innerhalb der Kommunistischen Internationale (Komintern) entwickelte. Nach der Spaltung zählte die eigentliche Kommunistische Partei nicht mehr als einige hundert Mitglieder.

Eine einzige Strömung stand zu Beginn der 30er Jahre noch in der bolschewistischen Tradition: Es war die Kommunistische Linke, die Andres Nin leitete und die mit der internationalen Linksopposition von Trotzki verbunden war. Doch diese Gruppe war eine kleine Organisation und noch keine Partei.

Das Fehlen einer kampferfahrenen kommunistischen Partei mit einer kompetenten politischen Leitung wird sich als katastrophal erweisen, als Anfang der 30er Jahre eine ernsthafte revolutionäre Krise begann.

 

Die Republik der Republikaner und der Sozialisten (1931-1933) Die explosive Situation von 1930

König Alfons XIII. war gerade erst den General Primo de Rivera losgeworden, dessen Diktatur mit der Weltwirtschaftskrise von 1929 in sich zusammengebrochen war. Alfons XIII. forderte daraufhin General Berenguer auf, eine neue Regierung zu bilden. Dieser erzählte später, er habe die Macht zu einem Zeitpunkt übernommen, als Spanien "wie eine Champagner-Flasche war, deren Korken kurz davor war, herauszuspringen".

Angesichts der aufkommenden Unruhe musste die Regierung im Mai 1930 die Universitäten schließen und die Zivilgarde (eine paramilitärische Polizei) einsetzen. Die Bewegung wurde von der Arbeiterbewegung aufgenommen, mit einer ganzen Serie von Streiks in den Großstädten. Auf dem Land herrschte eine fürchterliche Krise; die Bauern starben vor Hunger.

Die Forderung nach einer Republik ergriff das ganze Land. Ein Teil des politischen Personals der Bourgeoisie kam zu dem Schluss, dass es vielleicht Zeit war, sich der Monarchie zu entledigen.

Am 17. August 1930 schlossen die Sozialisten und die UGT den "Pakt von San Sebastian" mit den Republikanern. Sie gedachten selbstverständlich nicht daran, einen Volksaufstand vorzubereiten, um der Monarchie ein Ende zu machen. Sie träumten von einer Erhebung der Garnisonen, eventuell unterstützt von einem friedlichen Streik in den Großstädten. Die Durchführung des fertigen Plans wurde jedoch mehrfach wieder verschoben. Doch zwei republikanische Offiziere, der Kapitän Galan und der Leutnant Garcia-Hernandez, schlugen dennoch am 12. Dezember 1930 los und riefen in der kleinen Stadt Jaca die Republik aus. Es kam zum Generalstreik in Barcelona. Aber das sozialistisch-republikanische Komitee gab keine Streiklosung für Madrid heraus. Sie nahmen lieber die Niederlage in Kauf, als die Arbeiter mobil zu machen. Die beiden Offiziere wurden exekutiert.

Die politische Krise spitzte sich weiter zu. Man musste Neuwahlen durchführen, zuerst Kommunalwahlen.

Die Republik wird ausgerufen

Diese Kommunalwahlen brachten dem republikanischen Lager in den Großstädten einen erdrückenden Sieg ein. Die Republik wurde zwei Tage später ausgerufen, am 14. April 1931. Die Bevölkerung brachte ihren Enthusiasmus in gigantischen Demonstrationen zum Ausdruck. Die politischen Gefangenen wurden unter allgemeinem Jubel aus dem Gefängnis freigelassen.

Die Bauern verstanden unter der Republik die Agrarreform, das heißt der Erwerb von Land und die Möglichkeit, genug zu essen zu haben. Für die Arbeiter bedeutete die Republik, dass ihre Forderungen erfüllt würden. Alle Armen, die ihre Ausrufung feierten, erwarteten von der Republik das Ende ihres Elens und andere gesellschaftliche Verhältnisse.

Die neuen Führer nannten die Revolution "glorreich, unblutig, friedlich und harmonisch". Ihre republikanische Überzeugung war jedoch relativ. Sie ließen es zu, dass der König als Herrscher Urlaub nahm und ins Exil ging, ohne auch nur zu fordern, dass er offiziell abdanke.

Die provisorische Regierung wurde Alcala-Zamora anvertraut, ein katholischer Politiker aus der Zeit der Monarchie, der erst ganz frisch zum Republikaner konvertiert war. An der Seite republikanischer Politiker wie Azaña nahmen drei Sozialisten an der provisorischen Regierung teil. Unter ihnen war der wichtigste Führer der Sozialistischen Partei, Largo Caballero, der schon unter dem Diktator Primo de Rivera einen Posten als Staatsrat akzeptiert hatte.

Der ganze alte Staatsapparat blieb bestehen: Die Beamten, Richter und Militärs blieben im Amt.

Der Masse sagte man, sie müsse Geduld haben und warten, bis die verfassungsgebenden Cortès (die verfassungsgebende Versammlung) im Juli gewählt werden.

Der Anstieg der revolutionären Welle

Doch die Arbeiter warteten nicht. Auf die ersten Versuche der Monarchisten, den Kopf wieder zu erheben, antworteten die Arbeiter, indem sie Kirchen und Klöster in Brand steckten. Die Bewegung, die im Mai in Madrid begann, breitete sich innerhalb weniger Tage bis nach Andalusien aus. Die Regierung wagte nicht, die verhasste Zivilgarde einzusetzen. Und so rief die Regierung das Kriegsrecht aus, schickte die Armee zur Rettung der Priester und beeilte sich, eine neue Polizei zu schaffen: die Sturmgarden.

Die Massen radikalisierten sich, die Bauern besetzten das Land, überall fanden Streiks statt. Die Arbeiterorganisationen wurden immer stärker. Das Land erlebte einen echten revolutionären Aufschwung. Die Sozialistische Partei und die UGT wollten jedoch keine Revolution, sondern die Rückkehr zu Ruhe und Ordnung.

Was die CNT angeht, so lieferte sie sich manchmal sehr harte Kämpfe, organisierte sogar Aufstandsversuche, allerdings verstreut, ohne Koordinierung oder irgendeinen Gesamtplan.

Die Politik dieser Organisationen hinderte die Massen daran, ihre Kräfte zu sammeln für einen Kampf mit dem Ziel, ihre wirtschaftlichen und politischen Ziele durchzusetzen.

Das neue Regime erwies sich als völlig unfähig, die Krise zu lösen, die Spanien erschütterte, denn dazu hätte es die nötigen politischen und sozialen Umwälzungen durchführen müssen. Stattdessen machte sich das Regime, wie seine Vorgänger, zum unverbrüchlichen Verteidiger der Großgrundbesitzer und Kapitalisten gegen die Forderungen der Arbeiter und Bauern.

Die Republik gegen die Wünsche der Massen

Der republikanische und sozialistische Block, der in den Verfassungsgebenden Cortès eine große Mehrheit bekam, bewies seine Unfähigkeit, auch nur irgendeine bedeutende Reform zu verabschieden. Er hatte bestätigt, dass "Spanien eine Republik der Arbeitenden aller Klassen" sei. Aber es war ihm vor allem wichtig, die herrschenden Klassen nicht zu benachteiligen.

Er schrieb zwar einige schöne Absichtserklärungen in die neue Verfassung hinein: den Verzicht auf Krieg, die Gleichheit von Mann und Frau (die Frauen erhielten das Wahlrecht), die ausschließliche Anerkennung von standesamtlichen Ehen und das Recht auf Scheidung. Das Schulwesen sollte laizistisch werden, also nicht mehr in den Händen der Kirche liegen. Aber man rang sich nicht einmal zu der Entscheidung durch, sofort die staatliche Bezahlung der Priester einzustellen. Man gab den Priestern noch zwei Jahre Schonfrist.

Und als diese Verfassung im Dezember 1931 angenommen wurde, war noch kein erster Schritt in Richtung Landreform getan worden.

Alcala-Zamora wurde Präsident der Republik, Azaña wurde Ratspräsident und die Sozialisten blieben in der Regierung.

Das Gesetz zur Landreform wurde erst im Laufe des Jahres 1932 verabschiedet und war nichts als eine leere Hülle. Es sah nur vor, Jahr für Jahr den Großgrundbesitzern - natürlich gegen Entschädigung - etwas Land wegzunehmen, um darauf 50.000 Familien anzusiedeln. Millionen Bauern warteten ungeduldig auf das Land. Aber nur 10.000 Familien profitierten letztlich von dieser Reform.

Das erste, worum sich die Regierung Azaña kümmerte, war "das Gesetz zur Verteidigung der Republik", das die demokratischen Rechte quasi wieder abschaffte. Es erlaubte der Regierung, die verfassungsmäßig garantierten Freiheiten zeitweilig aufzuheben. Öffentliche Versammlungen und Demonstrationen mussten vorab genehmigt werden, die Presse wurde der Zensur unterworfen und das Streikrecht eingeschränkt. Die Behörden durften Menschen ohne Richterspruch verhaften und einsperren. Was das Gesetz über die Assoziationsfreiheit angeht, das speziell von Largo Caballero ausgeheckt worden war, so zwang es einfach die Gewerkschaften, Parteien und Verbände, der Polizei die Namen und Adressen aller ihrer Mitglieder mitzuteilen. Die Anarchisten und selbst die Sektionen der UGT weigerten sich; das Gesetz konnte nicht durchgesetzt werden.

Alle diese Gesetze wurden ausschließlich gegen die Arbeiter und ihre Organisationen angewandt. Die Gefängnisse füllten sich mit Bauern, die das Land der Großgrundbesitzer besetzten und mit streikenden Arbeitern und anarchistischen Aktivisten.

Repression gegen die Arbeiter und Bauern, Gefälligkeiten für die Monarchisten

Im Januar 1932 führten die Anarchisten im Tal des Llobregat im Süden von Barcelona einen Aufstand an, der den freiheitlichen Kommunismus verkündete. Er weitete sich nicht über die zwei Distrikte hinweg aus. Diese jedoch hielten die Armee fünf Tage in Schach, bevor der Aufstand niedergeschlagen wurde. Tausende revolutionäre Arbeiter, unter ihnen die anarchistischen Führer, wurden eingekerkert oder sogar nach Afrika deportiert.

Die Kämpfe der Bauern, die in diesem Jahr 1932 stattfanden, fanden ebenfalls in zersplitterter Form statt und wurden niedergeschlagen.

Die Reaktion dachte, sie könne ihr Haupt wieder erheben. Im August 1932 versuchte General Sanjurjo in Sevilla einen Putsch zur Wiederherstellung der Monarchie. Die Arbeiter von Sevilla reagierten sofort und verhinderten den Putsch. Die Regierung musste die Verschwörer vor dem Volkszorn schützen. Sie wurden trotzdem zum Tode verurteilt - etwas anderes war nicht möglich - aber sofort danach begnadigt. Sie blieben nur zwei Jahre im Gefängnis, und schlossen sich dann Franco an.

Ein Höhepunkt der Verhaltensweise der neuen Sturmgarde fand im Januar 1933 in Casas Viejas bei Cadix statt - in Andalusien also, wo das Agrarproblem besonders zugespitzt stellte. Bei einem anarchistischen Versuch der Landbesetzung töteten die Sturmgarden eine ganze anarchistische Familie: Als sie deren Haus nicht einnehmen konnten, zündeten die Sturmgarden es einfach an; die ganze Familie verbrannte. Anschließend töteten sie 14 Gefangene. Der Chef der Sturmgarden erklärte, er habe die Order erhalten, keine Gefangenen zu machen. Die Empörung war groß, doch die Sozialistische Partei blieb solidarisch mit der Regierung.

Die Volksmassen waren enttäuscht von dieser "Republik von Casas Viejas". Die monarchistische Rechte bereitete sich auf ihre Revanche vor. Sie sammelte sich in der CEDA, der "spanischen Konföderation der autonomen Rechte" um Gil Robles, der für seine Sympathien für Mussolini bekannt war. Die CEDA erreichte, dass die Cortès nach wenigen Monaten aufgelöst wurden und am 19. November 1933 Neuwahlen durchgeführt wurden. Die Rechten gewannen diese Wahlen.

Prieto, einer der sozialistischen Minister, war zynisch genug, in einem Interview zu erklären: "Es stimmt. Die linke Regierung setzte die Politik der Rechten um. (...) In dieser Zeit des verfaulenden Kapitalismus konnte das spanische Bürgertum nicht einmal die bürgerliche demokratische Revolution bis zum Ende führen."

In der Tat. Nach nicht einmal zwei Jahren hatte es die Sozialistische Partei durch ihr Bündnis mit diesen ohnmächtigen bürgerlichen Republikanern geschafft, die spanische Revolution an den Rand der Katastrophe zu führen.

 

Die reaktionäre Republik: die zwei schwarzen Jahre (1934-1935)

Es begannen die "zwei schwarzen Jahre", die Zeit der Reaktion 1934-1935.

Alle Maßnahmen, die gegen die Kirche und die Großgrundbesitzer getroffen worden waren, wurden aufgehoben. Die Landreform wurde in den meisten Regionen gestoppt. Die zeitweilig besetzten Ländereien wurden geräumt. 1934 starteten die Großgrundbesitzer eine Großoffensive: Sie senkten die Löhne und entließen die gewerkschaftlich organisierten Landarbeiter. Ihre Losung war: "Ihr habt Hunger? Dann esst doch die Republik!"

Die extreme Rechte wurde immer bedrohlicher. Monarchisten sowie die Faschisten der sogenannten Falange nutzen die Gelegenheit und veranstalteten Paraden in der Öffentlichkeit.

Die Sozialistische Partei spricht von Revolution...

Angesichts der wachsenden Gefahr, dass mit der Partei von Gil Robles eine anti-parlamentarische Rechte an die Macht gelangen könne, begann ein Teil der sozialistischen Führer und insbesondere der ehemalige Arbeitsminister Largo Caballero, eine immer radikalere Sprache zu sprechen.

Dass Hitler im Januar 1933 in Deutschland an die Macht gelangte, die Ereignisse im Februar 1934 in Österreich und Frankreich, all dies schreckte überall die sozialistischen Parteien auf, die sich durch die wachsende faschistische Gefahr in ihrer Existenz bedroht fühlten.

Largo Caballero erklärte nun, dass die demokratische Republik Bankrott gemacht habe und dass das Ziel der Sozialisten nun die Eroberung der Macht, die Diktatur des Proletariats sein müsse.

Diese Reden wurden von den Arbeitern in Stadt und Land mit Begeisterung aufgenommen. Es fehlte den Massen seit 1930 nicht an revolutionärem Willen, sondern an entschlossenen Führern. Die Sozialistische Partei gewann im großen Maße Anhänger. Die Sozialistische Jugend gewann innerhalb von wenigen Monaten zehntausende Mitglieder.

Die Jugend und die Arbeiter nahmen die revolutionären Reden der Führer für bare Münze.

Doch diejenigen drohten mit der Revolution, ohne sie wirklich vorzubereiten. Sie hofften, die Bourgeoisie durch diese Drohungen einschüchtern und sie so davon abhalten zu können, die Regierung der CEDA anzuvertrauen.

Und jedes Mal, wenn ein entscheidender Zusammenstoß anstand, zogen die Sozialistische Partei und die UGT den Schwanz ein.

... aber möchte sie nicht machen

Der Führer der reaktionären und faschistischen Rechten, Gil Robles, bereitete sich darauf vor, seine Truppen in einer großen Machtdemonstration am 22. April 1934 in Madrid zusammenzuziehen. Die sozialistischen Führer entschieden sich zunächst dafür, nichts zu machen - unter dem Vorwand, dass man sich nicht in Einzelkämpfen zersplittern dürfe, während, wie sie sagte, schon alles für die Revolution bereit sei. Im letzten Moment doch beunruhigt, riefen sie am Vorabend zum Generalstreik auf. Trotz der mangelnden Vorbereitung war die Antwort der Arbeiter einstimmig: Madrid verwandelte sich in eine tote Stadt. Alle Transportmittel, die die Demonstranten in die Stadt hätten bringen sollen, standen still. Gil Robles konnte nur 10.000 Personen versammeln: ein Fiasko. Aber die Politik der sozialistischen Führer ermöglichte es der Arbeiterklasse nicht, die Früchte ihres Sieges zu ernten.

Noch krimineller war die Politik der Sozialistischen Partei anlässlich des großen Streiks der Landarbeiter im Sommer 1934.

Die nationale Föderation der Landarbeiter, die zur UGT-Gewerkschaft gehörte, rief mit Beginn der Ernte zum Streik auf. Der Streik sollte am 1. Juni beginnen, um auf diese Weise die Rückkehr zu den Löhnen von vor 1933 durchzusetzen und ebenso das Ende der Diskriminierungen bei der Verteilung der Arbeit.

Aber unter dem Vorwand, ihre Kräfte für die Revolution aufzusparen, weigerten sich die sozialistischen Führer und die UGT, die Arbeiter bei den sich bietenden Gelegenheiten zu mobilisieren, um Teilsiege zu erkämpfen und so konkret den Aufstand vorzubereiten. Die UGT weigerte sich, die Landarbeiter zu unterstützen und weigerte sich auch, die Arbeiter zum Solidaritätsstreik aufzurufen.

Auf dem Land, wo hunderttausende Arbeiter an dem Streik beteiligt waren, wurde er Region für Region niedergeschlagen. 7.000 Landarbeiter wurden verhaftet. Am 20. Juni nahmen die besiegten und demoralisierten Landarbeiter ihre Arbeit wieder auf.

Wenn das Industrieproletariat den Streik auf dem Land unterstützt hätte - und es war sehr wahrscheinlich, dass es dies getan hätte, wenn man es dazu aufgerufen hätte - dann hätte dies die Regierung daran gehindert, alle ihre Kräfte zur Niederschlagung auf dem Land zu konzentrieren. Es hätte außerdem die Solidarität zwischen Stadt- und Feldarbeitern in einem gemeinsamen Kampf verstärkt, die verhindert hätte, dass sie getrennt geschlagen würden. Denn als sich die Stadtarbeiter im Oktober ihrerseits erhoben, war das Land nicht mehr in der Lage, den Stadtarbeitern zur Hilfe zu kommen.

Die Arbeiter nehmen die Sozialistische Partei beim Wort

Die sozialistischen Führer erklärten seit Monaten, dass alles für den Aufstand bereit sei und dass sie diesen auslösen würden, falls die CEDA von Gil Robles in die Regierung gehen würde. Aber als eine neue Regierung am 4. Oktober 1934 drei Minister der CEDA aufnahm, zogen die Führer der Sozialistischen Partei einmal mehr den Schwanz ein.

Statt zum angekündigten Aufstand riefen sie zu einem "friedlichen Generalstreik" auf. Die CNT weigerte sich, zu dieser von der UGT geführten Bewegung aufzurufen. Dieser Streik wurde dennoch in den großen Städten des Landes befolgt.

In Madrid strömten schon am Abend des 4. Oktobers 1934 die Massen auf die Straße und erwartete die Verteilung von Waffen; die Streikenden dachten, dass die Losung "friedlicher Generalstreik" eine Finte sei, die die Regierung in die Irre führen sollte. Die Arbeiter warteten die ganze Nacht und noch am Morgen des 5. Oktober. Doch die sozialistischen Führer waren verschwunden und ließen sie ohne Rat und Perspektiven alleine. Am Abend wurde die Regierung wieder Herr der Lage. Alle sozialistischen Führer wurden verhaftet.

Der Aufstand in Asturien

Einzig in Asturien kam es zum Aufstand, auf Initiative der örtlichen Aktivisten aller linker und linksextremer Organisationen, inklusive der CNT, die sich innerhalb einer Arbeiterallianz abgestimmt hatten, um den Aufstand vorzubereiten, den sie ernst genommen hatten.

Die Bewegung begann am Morgen des 5. Oktober in der Bergarbeiterstadt Mieres. "Gegen 8.30 Uhr morgens", erzählt der Aktivist der Kommunistischen Linken Manuel Grossi, der einer der Anführer war, "versammelte sich eine Menge von ungefähr 2.000 Leuten vor dem Rathaus von Mieres, die aufständische Arbeiter bereits besetzt hatten. Von einem Balkon aus verkündete ich die Sozialistische Republik. Der Enthusiasmus war unbeschreiblich."

Das Ziel war anschließend die Erstürmung der Posten der Zivilgarde, der Bürgermeistereien und anderer Schlüsselgebäude der Städte und Dörfer der Provinz. Oviedo, die Hauptstadt, wurde von 8.000 Bergleuten erobert. Nach drei Tagen war ein großer Teil der Provinz unter der Kontrolle der Aufständischen.

In jeder Kommune wurde ein revolutionäres Komitee gebildet. Es kümmerte sich um die Lebensmittelversorgung und organisierte bewaffnete Milizen.

Die Waffenmanufakturen der Provinz arbeiteten Tag und Nacht, um die Milizen und die rote Armee (diesen Namen hatte sich die Armee der aufständischen Bergleute gegeben) mit Waffen zu versorgen. Innerhalb von zehn Tagen traten 30.000 bis 50.000 Arbeiter in die rote Armee ein. Die Bergleute nutzten die Waffe, die sie gut kannten: das Dynamit.

General Franco wurde beauftragt, die Provinz wiederzuerobern. Dieser zweifelte an der Einsatzfähigkeit der regulären Truppen und rief die Legion zur Hilfe.

Der hartnäckige Widerstand dauerte bis zum 20. Oktober an. Die Bergarbeiterstädte wurden bombardiert, dann schickte man Artillerie und schlussendlich kam es zum Mann gegen Mann - Kampf in den Straßen. Die Aufständischen, denen es an Waffen und Munition fehlte, mussten sich letztlich ergeben.

Die Repression war fürchterlich, wild: Sie bot das Bild von Folter, Morden, Vergewaltigungen. Auf Seiten der Aufständischen gab es 3.000 Tote und 7.000 Verletzte. 40.000 wurden verhaftet und eingesperrt. Die Volkshäuser der Region wurden in Gefängnisse umgewandelt.

Der Aufstand von Asturien gab, obwohl er eine Niederlage war, der Arbeiterklasse Stolz und Mut zurück. Er war ein Beispiel und eine Hoffnung auf den künftigen Sieg. Die Befreiung der Gefangenen wurde für die Arbeiter ein Grund mehr zu kämpfen.

Die Politik der Arbeiterorganisationen entwickelt sich in Richtung Volksfront

Im Laufe des Jahres 1935 veränderte sich die Arbeiterbewegung in Spanien; die Führungen aller Arbeiterorganisationen entwickelten sich nach rechts.

Die Sozialistische Partei hatte aufgrund ihres radikalen Kurses im Jahr 1934 Einfluss gewonnen. Die Repression traf ihre Führer. Sie waren im Gefängnis und wurden so zu Helden. Aber diesen Einfluss nutzten sie, um 1935 wieder eine Bündnispolitik mit den bürgerlichen Republikanern zu beginnen, die sie bereits in den Jahren 1930-33 geführt hatten. Aus diesem Bündnis sollte die "Frente popular", die Volksfront hervorgehen.

Die Kommunistische Partei war damals eine kleine Partei ohne großen Einfluss. Sie verabschiedete sich auf Befehl Stalins von ihrer ultra-sektiererischen Politik. Nachdem Hitler 1933 an die Macht gekommen war, suchte Stalin das Bündnis mit den westlichen Bourgeoisien. Die kommunistischen Parteien sollten überall zeigen, dass sie ein Faktor der Ordnung und Stabilität für ihr nationales Bürgertum sein können. Die Kommunistische Partei begann daher, die Theorie der Volksfront zu entwickeln.

Auch bei den Anarchisten fand eine politische Entwicklung statt. Sie fingen an, ihre anti-politische Haltung aufzugeben. Dies brachte sie allerdings innerhalb weniger Monate dazu, sich der Volksfront anzuschließen.

Die Kommunistische Linke, die mittlerweile 3.000 Aktivisten zählte, verzichtete auf eine beachtliche Gelegenheit. Die Führung der Sozialistischen Jugend wandte sich Trotzki und der IV. Internationale zu und schlug der Kommunistischen Linken vor, in diese Jugend mit ihren zehntausenden Mitgliedern einzutreten, um dabei zu helfen, diese Jugend in eine echte bolschewistische Partei umzuwandeln. Trotzki riet der Kommunistischen Linken dazu, das Angebot anzunehmen. Doch die Kommunistische Linke weigerte sich. Sie umgarnte lieber weiterhin die Führer des Arbeiter- und Bauernblocks, eine Organisation von einigen tausend Mitgliedern, die sich politisch irgendwo zwischen der II. und der III. Internationale ansiedelte. Am Ende fusionierten die Kommunistische Linke und der Arbeiter- und Bauernblock und gründeten so die POUM, die Arbeiterpartei der Marxistischen Einheit.

Die Konsequenzen dieser Entscheidung waren dramatisch. Die Jugend der Kommunistischen Partei bekam so die Sozialistische Jugend in ihre Hände und wandelte sie in Kürze in eine stalinistische Organisation um.

 

Der Sieg der Volksfront

Im Dezember 1935 löste der Präsident nach einer neuen ministeriellen Krise die Cortès auf. Für den 16. Februar 1936 wurden Neuwahlen anberaumt.

Das Programm der Volksfront

Das Programm, mit dem die Volksfront zu diesen Wahlen antrat, war von zwei bürgerlichen Parteien unterzeichnet worden, der Republikanischen Linken von Azaña und der Republikanischen Union von Martinez Barrio. Des Weiteren war es unterzeichnet worden von der Kommunistischen Partei, der Sozialistischen Partei, der Sozialistischen Jugend, der UGT und... der POUM. Die POUM gab als Gründe für ihre Unterstützung der Volksfront an, dass diese eine Amnestie für die politischen Gefangenen versprach und außerdem die POUM aufgrund des herrschenden Wahlgesetzes keine Abgeordneten bekommen würde, wenn sie eigenständig antrete.

Das Programm der Volksfront enthielt keine der wesentlichen Forderungen der Arbeiter. Die Republikaner hatten in das Programm aufnehmen lassen, dass sie "das Prinzip der Verstaatlichung des Bodens und ihrer kostenlosen Verteilung an die Bauern" nicht akzeptieren würden. Also keine Agrarreform, nichts was die Macht der Großgrundbesitzer, der Kirche, die Macht des Militärs, sprich all die feudalen Züge der Gesellschaft antasten würde.

Das einzige Zugeständnis, das in dem Programm gemacht wurde, war das Versprechen einer Amnestie für alle politischen Gefangenen aus dem Jahr 1934.

Die Parteien, die das Programm der Volksfront unterzeichneten, versprachen damit, die aus diesen Wahlen hervorgehende Volksfront-Regierung zu unterstützen.

Keine einzige Arbeiterorganisation warnte die Arbeiterklasse vor dem, was die Volksfront wirklich war und welche Politik sie von ihr zu erwarten hatten: nämlich eine arbeiterfeindliche Politik, die dem Bürgertum beweisen sollte, dass sie auf den Faschismus verzichten könne. Keine einzige sagte den Arbeitern, dass sie sich selber darauf vorbereiten müsse, die Macht zu übernehmen.

Die CNT unterzeichnete das Volksfrontabkommen nicht. Aber auch sie stellte ihr keine Alternative entgegen. Zum ersten Mal in ihrer Geschichte rief sie nicht zum Wahlboykott auf, unter dem Vorwand, die Amnestie der Gefangenen von 1934 nicht zu verhindern. Doch da sie keine eigenen Arbeiter-Kandidaten mit einem anderen Programm aufstellten, ließ sie die Arbeiter für die Kandidaten der Volksfront stimmen.

Die Politik der Volksfront angesichts der ansteigenden revolutionären Welle (Februar bis Juli 1936)

Die Volksfront siegte bei den Wahlen am 16. Februar 1936. Azaña wird Ratsvorsitzender. Die Sozialisten beteiligten sich nicht an der Regierung, unterstützten sie aber.

Die Arbeiter warteten nicht auf die Verkündung der Gesetze zur Amnestie: Schon am Tag nach der Wahl stürmten sie die Gefängnisse und befreiten die Gefangenen. In den Fabriken wurden Komitees gegründet, die die Unternehmer überwachten, und eine Welle von Streiks begann, um die Wiedereinstellung der entlassenen Genossen durchzusetzen. Die Bauern fingen erneut an, das Land zu besetzen und es unter sich aufzuteilen.

Die Führer der Linksparteien und der UGT versuchten zwar, die Arbeiter im Rahmen der Gesetze zu halten, sich den Streiks entgegenzustellen, dort wo sie die Macht dazu hatten und jene als Provokateure zu bezeichnen, die ihre Anweisungen nicht befolgten. Doch die Bewegung war unaufhaltsam.

Die Regierung begann, die Gefängnisse von Neuen zu füllen. Sie schickte die Zivilgarde und die Sturmgarde gegen die Streikenden und die Bauern, die das Land besetzten und sich mehr schlecht als recht mit Mistgabeln und Sensen verteidigten. Die Regierung gewährte keines der demokratischen Rechte, das sie versprochen hatte. Die Zensur wurde aufrechterhalten. Die von der Verfassung garantierten Rechte wurden ausgesetzt. Aber all das konnte die Massenbewegung nicht brechen.

Die rechtsextremen Gruppen und die im Sold der Großgrundbesitzer stehenden Banden ihrerseits veranstalten gewaltsame Feldzüge gegen die Bauern und die Streikenden. Sie ermordeten Arbeiteraktivisten und versuchten, die Arbeiterstadtteile zu terrorisieren. Die Reaktion erhob ihr Haupt. Der Bürgerkrieg begann.

Am 7. April versuchte die Volksfront ein letztes parlamentarisches Manöver, um die Situation wieder unter Kontrolle zu bringen. Die Cortès setzten den Präsidenten der Republik, Alcala-Zamora ab und ersetzten ihn durch Azaña, den Repräsentanten des anti-klerikalen Flügels der bürgerlichen Republikaner. Er wurde mit den Stimmen der Sozialistischen und der Kommunistischen Partei gewählt und sogar mit der Stimme des einzigen Abgeordneten der POUM.

Aber die neue Regierung von Casares Quiroga schaffte es ebenso wenig, die revolutionäre Flut einzudämmen. Eine Rolle spielte dabei, dass die CNT, die den Arbeitern bei den Wahlen zwar keine Perspektive geboten hatte, nichtsdestoweniger weiterhin an der Spitze der Streiks und Landbesetzungen stand.

Der Streik der Bauarbeiter von Madrid, der am 1. Juni begann, fand in einer Atmosphäre von Bürgerkrieg statt. Als die UGT dazu aufrief, die Arbeit wieder aufzunehmen, führte die CNT alleine den Streik bis zum Ende fort und verteidigte sich gegen die faschistischen Banden der Falange, gegen die Polizei und gegen die Gelben. Die von den Bossen ausgehungerten Arbeiter zwangen die Händler und Restaurants mit dem Revolver in der Hand, sie kostenlos zu beliefern.

In den Augen des Bürgertums bewies die republikanische Regierung damit ihre Unfähigkeit, die Ordnung aufrecht zu erhalten und das Eigentum zu schützen. Der militärische Staatsstreich wurde immer offener vorbereitet, mit Zustimmung der Mittelschichten.

Die Regierung ist ohnmächtig gegenüber der Armee

Aber die Regierung wollte nichts von einem Staatsstreich wissen. Sie behauptete, die Offiziere wären loyal gegenüber der Regierung. In einem ihrer Kommuniqués behauptete sie sogar, dass "die Regierung der Republik mit Trauer und Empörung erfahren haben, welch ungerechtfertigten Anschuldigungen und Angriffen die Offiziere der Armee ausgesetzt" seien. Für die Regierung kam es nicht in Frage, das Oberkommando der Armee anzugreifen. Sie wusste, dass die Armee der letzte Rettungsanker der Bourgeoisie war. Und da die Regierung vor allem der Bourgeoisie gegenüber verantwortungsbewusst war, schickte sie sich an, vor den Offizieren zu kapitulieren.

Was die CNT und die POUM betrifft, so waren ihre Aktivisten und ihre Führer an der Seite der Arbeiter, wenn diese streikten oder das Land besetzten. Sie warnten die Massen vor der Gefahr der Reaktion, aber sie sagten ihnen nie die Wahrheit über die Rolle der Volksfront dabei. Sie bereiteten die Arbeiterklasse nicht auf die politischen Aufgaben vor, die sie erwarteten: die Arbeiter und Bauern zu bewaffnen, die Kräfte der Repression zu entwaffnen, die Initiative zu ergreifen und zu versuchen, die Reaktion zu zerschlagen, bevor diese zuschlägt. Die Massen wären auf diese Weise in einer besseren Position gewesen, um den Staatsstreich niederzuschlagen, selbst wenn er dann noch stattgefunden hätte.

Wie realistisch diese Perspektive war, sieht man daran, dass die Arbeiterklasse spontan diesen Weg ging: Als die Armee losschlug und die Macht ergreifen wollte, gelang es der Arbeiterklasse, ohne Vorbereitung und ohne jede Anweisung, den Staatsstreich spontan in großen Teilen des Landes und in den zwei Hauptstädten zu verhindern.

 

Juli 1936: der Militäraufstand löst die Revolution aus

Im Zentrum der militärischen Verschwörung standen die Generäle Mola in Pamplona und Franco auf den Kanarischen Inseln. Von seinem Posten aus organisierte Franco den Aufstand in Marokko. Dort, in Melilla, begann am 17. Juli 1936 der Staatsstreich. Schon am folgenden Tag waren die aufständischen Offiziere Herren in Spanisch-Marokko. Franco rief über das Radio zum Aufstand auf, der daraufhin überall in Spanien begann.

Die Regierung hat mehr Angst vor den Arbeitern als vor den Putschisten

Die Regierung von Casares Quiroga beeilte sich, die Ereignisse kleinzureden. Sie ließ folgendes Kommuniqué verbreiten: "Ein neuer Aufstandsversuch ist gescheitert. (...) Niemand, absolut niemand hat sich auf der Halbinsel diesem absurden Vorhaben angeschlossen..." Und am nächsten Tag verkündete sie: "Man kann feststellen, dass die Maßnahmen der Regierung genügt haben, um für eine Rückkehr zur Normalität zu sorgen."

Die Zentralkomitees der Sozialistischen und Kommunistischen Partei stellten sich hinter die Meinung der Regierung und veröffentlichten am 18. Juli das folgende, gemeinsame Kommuniqué: "Falls die Ressourcen der Regierung nicht ausreichend sein sollten, so versichern wir der Republik feierlich: Die Volksfront, die das gesamte spanische Proletariat hinter sich vereinigt, wird mit aller nötigen Ausgeglichenheit und Objektivität in den Konflikt eingreifen, sobald nach ihrer Unterstützung verlangt wird. Die Regierung befiehlt, die Volksfront gehorcht."

Selbstverständlich wollte die Regierung die Arbeiterklasse nicht zur Hilfe rufen. Sie erklärte sogar, dass diejenigen, die Waffen an die Arbeiter austeilten, erschossen würden. Die Unterordnung der Volksfront unter die Befehle der Regierung kam einem wirklichen Verrat an den Interessen der Arbeiterklasse gleich.

Denn schon ab dem 18. Juli begannen Zivilgarden, Sturmgarden und Falangisten, sich dem Putsch anzuschließen. Die Gouverneure, die den Anweisungen der Regierung gehorchten, weigerten sich, Waffen an die Bevölkerung auszugeben - wenn sie nicht selber zu den Putschisten überliefen.

Die Ereignisse in Andalusien sind ein gutes Beispiel für die Folgen der Politik der Regierung. Die Regierung verbot dem Gouverneur von Huelva, den rechtsextremen General Queipo de Llano zu verhaften. Dieser ging daraufhin nach Sevilla. Ganz alleine setzte er dort die alte militärische Leitung ab, verhaftete alle Offiziere, die sich dem Aufstand nicht anschlossen und übernahm das Kommando über die Truppen. Keiner der Offiziere wollte sich ihm widersetzen. Der Gouverneur von Sevilla ergab sich ihm, ebenso die Sturmgarden. Die Truppen, die die Regierung zur Absetzung Queipo de Llanos schickten, schlossen sich ihm an. Der einzige Widerstand kam aus den Arbeitervierteln Sevillas, in denen es fast keine Waffen gab. Bei der Niederschlagung dieses Widerstandes gab es 9.000 Tote. In dem Stadtviertel San Julian holten die Legionäre alle Männer aus ihren Häusern und töteten sie auf der Straße mit Messerstichen. Der Vorort Triana wurde am 20. Juli mit Kanonen zerstört.

Und dennoch verkündete Radio Madrid am 18. Juli abends, die Rebellion sei überall niedergeschlagen, sogar in Sevilla!

Casares Quiroga trat in der Nacht zurück. Prieto, der den rechten Flügel der Sozialistischen Partei leitete, schlug eine Regierung unter Leitung von Martinez Barrio vor, in der Hoffnung, auf diese Weise einen Kompromiss mit den Generälen zu finden.

Lieber das, als die Arbeiter zu bewaffnen.

Allerdings erhielt die Regierung bereits bei ihren ersten Versuchen einer telefonischen Kontaktaufnahme mit den aufständischen Generälen eine klare Ansage: Die Generäle hatten keinerlei Interesse an einem Kompromiss.

Der Arbeiteraufstand bringt den Putsch zum Scheitern

Die Arbeiterklasse begann, verzweifelt selber die Waffen zu suchen, die man sich weigerte, ihr zu geben. Sie setzte sich über die Anweisungen der Führer der Sozialistischen Partei und der UGT hinweg. Sie fand ein paar Waffen, mit denen sie sich mit einer beeindruckenden Energie in den Kampf warf. Die übrigen Waffen fand sie, indem sie sich der Kasernen bemächtigte, die Zivilgarden entwaffnete und ihre ersten Gefechte gewann. Überall setzte ein wahrer Volksaufstand den Erfolgen der Militärs ein Ende. Die Regierung Martinez Barrio hielt nur einige Stunden und die Regierung Giral, die ihr nachfolgte, war gezwungen, der Bewaffnung der Arbeiter zuzustimmen und damit eigentlich nur den Ist-Zustand abzusegnen.

In Barcelona, der Hauptstadt Kataloniens, hatten die Arbeiter bereits am 17. Juli begonnen, sich Waffen zu besorgen: auf den Kriegsschiffen, die im Hafen lagen, bei den Gebäude-Wächtern der Stadt, in den Häusern der Falangisten, in den Waffengeschäften und sogar in einigen Waffenlagern der Regierung, dank der Unterstützung einiger Sturmgarden. Sie besorgten sich auch das Dynamit, das auf den Baustellen verwendet wurde. Ihre Entschlossenheit brachte die Zivil- und die Sturmgarde dazu, sich ebenfalls gegen die Militärs zu wenden, die sich in den Kasernen der Stadt verschanzt hatten. Nach heftigen Kämpfen mussten die Militärs kapitulieren. Es war ein wichtiger Sieg: Die zweitgrößte Stadt Spaniens war in den Händen der bewaffneten Arbeiter.

In Madrid war die Regierung am Ende auch gezwungen, Waffen an die wütenden Arbeiter auszuteilen. Doch die meisten von ihnen waren unbrauchbar, denn es fehlten die Zylinderköpfe. Und die waren in der Montaña-Kaserne gelagert, die sich in den Händen der aufständischen Offiziere befand. Begeistert von den heldenhaften Erfolgen der Arbeiterklasse Barcelonas, begann die arbeitende Bevölkerung Madrids am 20. Juli, die Kaserne zu stürmen, um die Zylinderköpfe zu bekommen. Mehrfach hissten die Aufständischen in der Kaserne die weiße Fahne, schossen aber dann mitten in die Menge. Nur die Wut ermöglichte es der Bevölkerung schließlich, dass die Tore nachgaben und die Kaserne gestürmt wurde. Die ersten, die hineinkamen, warfen der Bevölkerung die Waffen durch die Fenster zu. Und was die Offiziere betraf, so wurden sie vielfach ebenfalls aus dem Fenster geschmissen.

Die Arbeiter eroberten eine Kaserne nach der anderen. Die Arbeiterklasse der Hauptstadt war nun ebenfalls bewaffnet und Herrin der Stadt.

In zahlreichen Industriestädten, ja sogar in vielen Dörfern nahmen die Arbeitenden die Sache selber in die Hand. Der Militäraufstand, dessen Ziel es war, die Arbeiterklasse zu zermalmen und die Bourgeoisie vor der Revolution zu retten, hatte nun selber genau diese Revolution ausgelöst.

Nur dem Zögern der Regierung und vor allem dem Legalismus der Führer der Arbeiterparteien ist es zu verdanken, dass der Militäraufstand in einem Teil des Landes siegen konnte und die Arbeiterklasse zwang, die Reaktion unter wesentlich schlechteren Bedingungen zu bekämpfen.

Ein Drittel des Landes gelangte in die Hände der Militärs, die die Arbeiter niedermetzelten und eine fürchterliche Diktatur errichteten.

Die Haltung der Großmächte

Schon vor dem Aufstand hatten die Verschwörer die Hilfe von Mussolini erhalten, der hoffte, so seinen Einfluss im Mittelmeer ausbauen zu können. Dann entschied auch Hitler, dem Spanien Francos zu helfen.

Die französische Volksfrontregierung von Leon Blum, die die spanische Regierung um Hilfe anrief, erlaubte zwar die Lieferung einiger Waffen. Aber nach den Protesten der Rechten und den Ermahnungen Großbritanniens weigerte sich Leon Blum bereits am 25. Juli, noch irgendeine militärische Ausrüstung an die spanische Republik zu liefern - und dies trotz der Befürchtung, dann ein faschistisches Spanien vor der Haustür zu haben. Denn die französische Bourgeoisie hatte mindestens ebenso viel Angst vor der Revolution. Und die englische Bourgeoisie, die wirtschaftliche Interessen in Spanien hatte, wollte es sich weder mit der einen noch mit der anderen Seite verscherzen. Sie pries die "unerbittlichen Neutralität"; auch wenn ihre Sympathien eindeutig in Richtung Franco gingen.

Was Stalin angeht, so hatte er verschiedenste Gründe, in Spanien einzugreifen. Er hatte selbstverständlich Angst vor einem Erstarken Hitlers in Europa. Aber er hatte noch viel größere Angst vor der Möglichkeit einer proletarischen Revolution, die auch die Existenz der sowjetischen Bürokratie selber in Frage gestellt hätte. Der republikanischen Regierung dabei zu helfen, die revolutionäre Gefahr im Zaum zu halten, war für ihn eine Notwendigkeit und gleichzeitig eine Möglichkeit, seinen Verbündeten zu beweisen, dass die Kommunistischen Parteien keine destabilisierenden Faktoren sind, sondern im Gegenteil Pfeiler der bürgerlichen Ordnung. Die UdSSR lieferte daher der spanischen Republik Waffen, aber diese Waffen begannen erst ab Oktober 1936 einzutreffen, als die Regierung etwas Autorität zurückgewonnen hatte.

 

Arbeiterrevolution und Doppelherrschaft

Der Widerstand gegen den Militäraufstand kam also ausschließlich von den Volksmassen. Die besitzenden Klassen standen auf Seiten Francos, und die zivilen und militärischen Behörden hatten sich ebenfalls zum Großteil auf seine Seite geschlagen.

Die Energie, der Mut, der Enthusiasmus, mit denen die Arbeiter und Bauern kämpften, hatte ihren Ursprung in ihrem revolutionären Willen. Sie kämpften nicht für die Rückkehr zum vorherigen Status Quo, nicht für diese bürgerliche und reaktionäre Republik, die sich geweigert hatte, ihre Hoffnungen zu erfüllen. Nein, sie wollten sich von der Ausbeutung und Willkür befreien, wollten die Macht der Priester, der Militärs und der Bürokratie brechen, wollten das Land in Besitz nehmen. Sie wollten Freiheit, ein würdiges Leben, das Ende der Erniedrigungen.

Die Macht der Arbeiter...

Und überall nahmen sie ihr Schicksal selber in die Hand. Es war tatsächlich Revolution. In jedem Stadtviertel, in jedem Betrieb, in jedem Dorf, bemächtigten sich die bewaffneten Ausgebeuteten des Ackerlandes, der Büros, der Fabriken, der Transportmittel, des Telefons. Sie verbrannten die Kirchen und Klöster, die Kataster, die Eigentumstitel, die Archive der Justiz und der Notare. Sie verhafteten und erschossen oftmals die Grundbesitzer, die Priester, die Falangisten, alle Konterrevolutionäre. Sie beschlagnahmten die Häuser der Reichen, die Luxushotels und die Restaurants, die sie in Volksküchen umwandelten. Überall organisierten sie sich in Milizen und bildeten Komitees, die als einzige ihr Vertrauen genossen; nur deren Entscheidungen wurden umgesetzt.

All dies passierte spontan, ohne Aufrufe, ohne Vorbereitung und unter sehr vielfältigen Formen. Manchmal teilte man das Land auf, wesentlich öfter noch entschied man, es kollektiv zu bewirtschaften. Manchmal übernahmen die Arbeiter die Fabriken komplett, manchmal begnügten sie sich damit, die Geschäftsleitung unter die Kontrolle des Komitees zu stellen. Diese Komitees, die vor Ort die ganze Macht hatten, wurden manchmal von den Arbeitern gewählt und manchmal durch ein Abkommen zwischen den dort aktiven Parteien und Gewerkschaften besetzt.

Überall nahmen die Komitees die Dinge in die Hand. Sie kontrollierten die Straßen, die Grenzen, die Häfen. Die Arbeit wurde wieder aufgenommen, um die Versorgung der Bevölkerung und die Produktion von Waffen und Munition für die Front sicherzustellen. In Barcelona wurde eine ganze Kriegsindustrie spontan und improvisiert auf die Beine gestellt, um wenigstens das Allernötigste herzustellen.

Die Komitees entschieden, wie viele Stunden gearbeitet wurde und wie hoch die Löhne waren. Die Unterschiede zwischen den Löhnen wurden drastisch verringert und manchmal komplett aufgehoben.

Jeden Tag wurden von den Komitees und den Gewerkschaften LKWs beschlagnahmt, die aufs Land fuhren, um direkt bei den Bauern und den Landkollektiven einzukaufen. Die Abschaffung des Zwischenhandels ermöglichte es, die Preise zu senken. Auf dem Land war der Enthusiasmus so groß, dass in einigen Regionen die kleinen Bauern freiwillig den Landkollektiven beitraten und ihnen ihr Land, ihr Vieh und ihr Werkzeug zur Verfügung stellten. Jeder konnte sich im Dorfladen das holen, was er brauchte. Die Dorfläden waren einfache Verteilzentren geworden, die keinen Gewinn mehr machten. Sie waren sauber und neu eingerichtet. Zum ersten Mal musste niemand mehr hungern.

... und die Ohnmacht des alten Staatsapparates

Überall, aber wirklich überall hatten die offiziellen Behörden jede Macht verloren. Nebenbei verfügten sie über keine bewaffneten Einheiten mehr. Die Armee war entweder zu den Aufständischen übergelaufen oder hatte sich aufgelöst. An die Front gingen die Milizen der Arbeiterorganisationen. In Barcelona organisierte der anarchistische Führer Durruti eine Freiwilligenarmee mit dem Ziel, Saragossa zu befreien. Andere Einheiten von Freiwilligen folgten; innerhalb einer Woche schickte Barcelona so 20.000 Freiwillige an die Front. In diesen revolutionären Einheiten wurden die Vorgesetzten gewählt. Es gab keine militärische Hierarchie mehr, keine Privilegien und auch der Sold war für alle gleich. Es gab ein intensives politisches Leben innerhalb dieser Einheiten, die außerdem dazu beitrugen, die Revolution in die Dörfer Aragons zu tragen, durch die sie durchzogen.

Die alte Verwaltung hatte aufgehört zu existieren, ihre Gesetze wurden nicht mehr befolgt. Die Bevölkerung selber nahm die Justiz in die Hand, indem sie revolutionäre Gerichte auf die Beine stellte.

Spontan schuf die Arbeiterklasse vor Ort neue Machtorgane. Die Zentralregierung hatte keinerlei Möglichkeit mehr, ihren Willen durchzusetzen. In Katalonien befand sich die Landesregierung, die von Companys geleitete Regierung der Generalidad exakt in der gleichen Lage.

Bis September 1936, also zwei Monate lang, wäre es vielleicht möglich gewesen, sich auf den revolutionären Elan der Massen zu stützen, um ohne Blutvergießen, also gewissermaßen friedlich, diese Symbole der alten Gesellschaft zu beseitigen. Aber die Führer der Arbeiterparteien wollten dies nicht.

Die Sozialistische Partei und die Kommunistische Partei im Dienst der Regierung

Im Namen des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei erklärte Dolorès Ibarruri, genannt die Pasionaria, am 30. Juli: "Die spanische Regierung ist aus dem Wahlsieg vom 16. Februar hervorgegangen. Wir unterstützen und verteidigen sie, weil sie die rechtmäßige Vertreterin des Volkes ist, das für Demokratie und Freiheit kämpft." Die Sozialistische Partei und die UGT hielten wie die Kommunistische Partei an der Perspektive fest, die Autorität der bürgerlichen Regierung wieder herzustellen; sie akzeptierten weiterhin deren Befehle. Sie schafften es jedoch zunächst noch nicht, dies auch durchzusetzen.

In Katalonien weigert sich die CNT, die Macht zu ergreifen

In Katalonien war die Arbeiterklasse am zahlreichsten, die sich revolutionär nennenden Organisationen waren hier so tief verwurzelt wie nirgendwo sonst. Entsprechend ging die Revolution hier am weitesten. Die anarchistische CNT, die ihre Anhänger nicht davon zu überzeugen versuchte, dass man sich auf die Verteidigung der bürgerlichen Republik beschränken solle, hatte hier innerhalb der Arbeiterbewegung die Mehrheit. Der Einfluss der Vereinigten Sozialistischen Partei Kataloniens (der PSUC, das Produkt des ganz frischen Zusammenschlusses von Sozialistischer und Kommunistischer Partei in dieser Region) und sogar der Einfluss der UGT waren begrenzt. In Katalonien war ebenfalls die linkeste Partei so stark wie in keiner anderen Region: die POUM, die sich marxistisch nannte und für die Diktatur des Proletariats eintrat. Auch wenn sie viel schwächer war als die CNT, hätte sie versuchen können, in dieser Situation eine unabhängige Rolle zu spielen.

Das Schicksal der Revolution entschied sich daher in Katalonien.

Am 20. Juli bat der Vorsitzende der katalanischen Regierung, Companys, die anarchistischen Führer um ein Treffen. Er war sich des Kräfteverhältnisses nach dem Sieg der Arbeiter bewusst. Die anarchistische Delegation, angeführt von Garcia Oliver, Abad de Santillan und Durruti, begab sich bewaffnet zum Sitz der Regierung. Companys hielt ihnen folgende Rede: "Heute sind Sie die Herren der Stadt. Wenn sie mich nicht brauchen oder wenn sie nicht wünschen, dass ich Präsident Kataloniens bleibe, so sagen Sie es, und ich werde ein Soldat mehr sein, der den Faschismus bekämpft. Doch wenn Sie glauben, (...) dass meine Person, meine Partei, mein Name und mein Prestige nützlich sein können, dann können Sie auf mich und meine Loyalität zählen..."

Santillan erzählte später: "Wir hätten uns dazu entscheiden können, alleine zu bleiben, unseren völligen Willen durchsetzen, die Generalidad für hinfällig erklären und eine wirkliche Volksmacht einrichten können. Aber wir glaubten nicht an die Diktatur, als sie gegen uns gerichtet war, und wir wollten sie auch nicht selber gegen die Mehrheit ausüben. Die Generalidad blieb also bestehen, mit Präsident Companys an der Spitze, während sich die Bevölkerung in Milizen organisierte, um dem Kampf um die Befreiung Spaniens fortzuführen. So wurde das Zentralkomitee der antifaschistischen Milizen Kataloniens geboren, in das wir alle liberalen und Arbeiterparteien einluden."

Die Führer der CNT, diese Anarchisten, die gegen jeden Staat waren, zogen letztlich die bürgerliche Macht mit Companys einer "wirklichen Volksmacht" vor! Dies war ein echter Verrat an den Interessen der Revolution. Nicht, dass Companys in der Lage gewesen wäre, zu diesem Zeitpunkt irgendeine Macht auszuüben. Aber um ihn herum konnte sich nach und nach der Staatsapparat wieder aufbauen, mit Hilfe der CNT. Genau wie im Rest von Spanien, wo die Sozialistische und die Kommunistische Partei diese Aufgabe von Anfang an ganz gezielt angingen.

Das Zentralkomitee der Milizen

An der Macht beteiligten sich die Anarchisten trotzdem, wenn auch widerwillig, mittels des Zentralkomitees der Milizen. Denn, wie Santillan erklärte: "Die Regierung der Generalidad bestand weiter und verdiente unseren Respekt. Doch das Volk gehorchte nur noch der Macht, die durch den Sieg und die Revolution entstanden war." Das Zentralkomitee der Milizen war nicht gewählt worden, sondern es war ein Kartell der verschiedenen Organisationen. Die CNT hatte dafür gesorgt, dass sie in diesem Komitee in der Minderheit war. Sie hatte den Vertretern des Bürgertums 4 von 15 Sitzen angeboten, und der UGT oder der Partei Companys genauso viele wie sich selber. Sie übergab damit den Parteien, die die Revolution nicht wollten, die Macht. Dies bedeutete nichts anderes, als die Massen zu verraten, die ihnen vertrauten.

Die Führer der CNT machten anschließend nichts, damit das Zentralkomitee wirklich zu einem Ausdruck und Sprachrohr der Komitees wurde, also demokratisch mit letzteren verbunden würde. Sie zogen Abkommen an der Spitze mit den Führern der bürgerlichen Parteien, der PSUC und der UGT vor.

Auch in Katalonien versuchten damit die Führer der am weitesten links stehenden Parteien nicht, die Machtorgane der Ausgebeuteten zu stärken, die spontan in der Revolution entstanden waren. Sie hätten die Komitees erweitern, sie systematisch einführen und ausbauen und sie demokratisieren müssen; überall hätten die Komitees durch Arbeiterversammlungen gewählt werden und so zu wirklichen Sowjets werden müssen. Man hätte ihnen ermöglichen müssen, eine zentrale Leitung der Komitees zu wählen, die eine wirkliche, effiziente revolutionäre Macht gewesen wäre: Demokratisch und zentralisiert, eng mit den Massen verbunden, hätte sie den Willen der Massen ausdrücken können und wäre in der Lage gewesen, die Hindernisse und Feinde zu überwinden.

Die CNT hatte alle Mittel in der Hand, um dies in Katalonien zu tun. Doch ihre Führer haben sich schlichtweg geweigert.

Trotzki sagte über die Politik der anarchistischen Führer: "Auf die Eroberung der Macht verzichten, heißt, freiwillig die Macht dem zu überlassen, der sie besitzt, daher den Ausbeutern. Das Wesen jeder Revolution bestand und besteht darin, dass sie eine neue Klasse an die Macht bringt und ihr so die Möglichkeit gibt, ihr Programm zu verwirklichen. Man kann nicht Krieg führen, ohne den Sieg zu wollen. Man kann die Massen nicht zum Aufstand führen, ohne sich auf die Eroberung der Massen vorzubereiten. Niemand konnte die Anarchisten hindern, nach der Machtergreifung das Regime einzuführen, das sie für notwendig halten, angenommen natürlich, dass ihr Programm verwirklichbar sei. Aber die anarchistischen Führer verloren selbst den Glauben daran. (...) Der Verzicht auf die Machteroberung wirft unausbleiblich jede Arbeiterorganisation in den Sumpf des Reformismus und verwandelt sie in ein Spielzeug der Bourgeoisie (...)".

Die POUM hinkt den revolutionären Möglichkeiten hinterher

Die POUM war unfähig, klarere Ziele zu definieren. Dort, wo sie die Mehrheit hatte, in Lerida, war das Komitee ebenfalls ein Abkommen zwischen ihr, der CNT und der PSUC. Und auch wenn die POUM dieses Komitee durch eine Versammlung der Vertreter aller Parteien bestätigen ließ, so macht sie nie einen wirklichen Arbeiterrat daraus, nie einen wirklichen Ausdruck der kämpfenden Massen.

Das Programm der POUM beschränkte sich darauf, eine Kontrolle der Arbeiterkontrolle zu fordern, während die Massen die Betriebe bereits in Besitz nahmen. Sie forderte die Säuberung der Armee zu einem Zeitpunkt, da es quasi schon keine Armee mehr gab. Und sie forderte "die Revision des Status Kataloniens in einem progressiven Sinn". Mitten in der proletarischen Revolution schlug die POUM damit ein bürgerlich-demokratisches Programm vor, das den realen Taten der Massen weit hinterher hinkte.

Das Ergebnis war, dass keine Partei - weder in Katalonien noch anderswo - dem Proletariat vorschlug, den Sieg aus dem Juli zu vollenden und wirklich die Macht zu ergreifen.

Die Revolution bis zum Ende zu führen ist lebenswichtig

Die Uhr lief, und je mehr Zeit verstrich, desto nachteiliger war dies für die revolutionären Massen, sobald diese sich darauf beschränkten, nur vor Ort die Macht auszuüben. Eine zentrale Gewalt ist unabdingbar, um die Revolution zu Ende zu führen, um die wirtschaftlichen Aktivitäten zu koordinieren, um die Wirtschaft effizient zu planen, damit die Anstrengungen der Massen nicht durch einen Mangel an Koordination verschwendet werden, weil plötzlich Rohstoffe fehlen oder die fertigen Produkte nicht gebraucht werden. Man hätte auch die Bankreserven an sich nehmen müssen: So musste jeder Betrieb alleine klar kommen und brauchte so in relativ kurzer Zeit seine finanziellen Reserven auf. Man musste auch den Krieg organisieren und dafür die Milizen unter dem einheitlichen Oberkommando eines Generalstabs der Arbeiter vereinen - eines Generalstabs, der in der Lage ist, den Krieg zu führen. Sowohl auf wirtschaftlichem wie militärischem Gebiet war es also lebenswichtig, eine zentrale Macht zu schaffen. Diese Macht musste der Ausdruck der kämpfenden Arbeiter und Bauern sein und auf den Machtorganen basieren, die diese angefangen hatten zu schaffen. Da dies nicht geschah, hat der alte bürgerliche Staat die Dinge in die Hand genommen und hat im Namen der wirtschaftlichen und militärischen Effizienz letztlich die Revolution zerschlagen.

 

Die Arbeiterparteien sind an der Regierung, um den Arbeitern die Macht wieder wegzunehmen

Angesichts der Ohnmacht der Regierung Giral entschließt sich die Sozialistische Partei am 4. September dazu, die Regierungsverantwortung zu übernehmen. Largo Caballero, der Führer des linken Flügels und der UGT, tritt an die Spitze der Regierung. Seine Bedingung ist, dass auch die Kommunisten an der Regierung beteiligt sind. Sie erhalten zwei Ministerien. Zum ersten Mal beteiligen sich damit Mitglieder der Kommunistischen Partei an einer bürgerlichen Regierung. Prieto und Negrin vertreten in dieser Regierung den rechten Flügel der Sozialistischen Partei. Die Vertreter der bürgerlichen Parteien, unter ihnen Giral, erhalten ebenfalls fünf Ministerien.

Largo Caballero baut den Staatsapparat wieder auf

Largo Caballero gründet einen Generalsstab, ruft alle Offiziere zurück, die als Republikaner durchgehen und versucht die Militarisierung der kämpfenden Milizen durchzusetzen: Sie sollen gezwungen werden, in die Armee einzutreten.

Die Regierung startet eine Anwerbekampagne für die Zivilgarde, die Sturmgarde und die Karabiniere (Grenztruppen). Am Ende werden innerhalb einiger Monate mehr Repressionskräfte angeworben und bewaffnet, als sie vor dem 19. Juli im gesamten Land existiert haben. Caballero führt außerdem eine Kampagne, in der er die Arbeitermilizen im Hinterland auffordert, ihre Waffen abzugeben - angeblich, "damit nicht eine einzige Waffe an der Front fehlt". Doch parallel dazu bewaffnet er seine eigenen Repressionskräfte.

Die Führer der CNT und der POUM hatten niemals verlangt, dass die Reste der alten Repressionskräfte aufgelöst würden. Sie haben auch die Wiederherstellung dieser Repressionskräfte nicht angeprangert. Sie warnten die Arbeiter in keiner Weise vor der Gefahr, die diese Kräfte darstellten und sprachen von ihnen nie anders als von "den Genossen Gardisten".

Die Auflösung der Komitees, die durch Stadträte ersetzt wurden, fand - zumindest auf dem Papier - überall statt.

Um den Arbeitern, Angestellten oder Bauern die Betriebe zu entreißen, blieb der Regierung nichts anderes übrig, als sie zu verstaatlichen.

Doch die Komitees, die Milizen, die örtlichen Organe der Arbeiterklasse wollten nicht verschwinden. Sie weigerten sich hartnäckig und gehorchten den Anweisungen nicht. Die Regierung brauchte Monate, um alles nach und nach wieder unter ihre Kontrolle zu bekommen.

Die CNT und die POUM treten in die katalonische Regierung ein...

In Katalonien wurde ebenfalls eine neue Landesregierung geschaffen. Am 27. September akzeptierten die Anarchisten auf Bitten Companys, offiziell in die Regierung der Generalidad einzutreten. Sie verlangten nur, dass diese Regierung einen neuen Namen erhielte, nämlich "Verteidigungsrat". Ein Mitglied der Partei von Companys, Tarradellas, wurde dessen Vorsitzender. Die Anarchisten akzeptierten die Leitung der Bereiche Gesundheit, Versorgung und Wirtschaft. Außerdem wurde Garcia Oliver zum Staatssekretär für das Kriegswesen ernannt und ein anderes Mitglied der CNT wurde Polizeichef.

Das Zentralkomitee der Milizen wurde aufgelöst und seine Kommissionen wurden ihren Gegenstücken in der Generalidad untergeordnet.

Was die POUM betrifft, so ging sie genau denselben Weg: Andres Nin wurde Justizminister!

Um ihre Vorgehensweise zu rechtfertigen, erklärte die POUM, dass die neue Regierung "von einem einzigartigen, nicht dauerhaften Typus sei, eine revolutionäre Übergangsregierung, die dann überholt sein wird, wenn die Arbeiterorganisationen vollständig die Macht ergreifen." Das Organ der POUM antwortete auf Trotzkis Kritik mit den folgenden Worten: "Es handelt sich um eine revolutionäre Regierung und (...) die POUM hat die Pflicht, sich an ihr zu beteiligen. Nicht nur, weil die Vertreter der Arbeiterparteien in ihr die Mehrheit haben, sondern vor allem, weil sie ein revolutionäres Programm hat, deren Verwirklichung die Revolution nach vorne bringen wird." Das Organ der Jugendorganisation der POUM war gegen die Beteiligung der POUM an der Regierung und gab zu, dass "unsere Partei in die Generalidad eingetreten ist, weil sie in diesen Stunden schwerster Gefahr nicht gegen den Strom schwimmen wollte (...)".

In der Tat war die ganze Politik der POUM durch die Haltung der CNT bedingt. Das Ziel der Anführer der POUM war, die Führer der CNT zu überzeugen. Als ihnen das nicht gelang, trotteten sie der CNT-Führung hinterher. Sie weigerten sich nicht nur, die anarchistischen Führer öffentlich für ihre Kapitulation zu kritisieren. Sie kapitulierten selber, um sich nicht von der CNT zu entfernen.

Dabei wäre die Wahrheit über die Politik der Volksfront und die der CNT zu sagen, die einzig mögliche Politik für die Revolutionäre gewesen. Wenn die POUM das Risiko eingegangen wäre, mit den anarchistischen Führern zu brechen, die immer weiter zum Reformismus neigten, so wäre es ihr vielleicht gelungen, das Gehör eines ganzen Teils der CNT-Anhängerschaft zu finden, die aus wirklichen revolutionären Aktivisten bestand und die einen Ausweg aus der Lage suchten. Man weiß natürlich nicht, ob dies gelungen wäre. Aber auf jeden Fall war dies die einzige Möglichkeit, der Arbeiterklasse zu helfen, in diesem Kampf zu siegen.

Aber die Führer der POUM wollten nicht angeklagt werden, die Einheit zu brechen. Sie wollten nicht des Sektierertums angeklagt werden. Sie hatten sich nicht verändert, seit sie das Volksfront-Abkommen unterzeichnet hatten: Sie waren immer noch der linke Flügel der Volksfront, aber in keinster Weise eine revolutionäre proletarische Partei. Sie hatten nie den politischen Mut zu versuchen, die Rolle zu spielen, die die bolschewistische Partei (am Anfang der Revolution ebenfalls in der Minderheit) in der russischen Arbeiterklasse gespielt hatte.

... die dieselbe Politik wie die Zentralregierung macht

Bereits einige Tage nach der Regierungsbildung beschloss die Regierung Tarradellas die Auflösung der Komitees, die durch Stadträte ersetzt werden sollten. Die CNT und die POUM unterzeichneten dieses Dekret, ebenso wie viele andere. Andres Nin musste das Komitee von Lerida überzeugen, sich in einen Stadtrat zu verwandeln, der den anderen glich - das heißt dass die POUM in ihm nur noch die ihr überall zugestandene Anzahl von Sitzen hatte und dass die bürgerlichen Parteien in ihm vertreten sein mussten! Die anarchistischen Führer mussten ihrerseits die von ihnen kontrollierten Komitees überzeugen.

Genau wie die Zentralregierung baute die Regierung Companys den Staatsapparat, die bewaffnete Staatsmacht, die zivilen Behörden und die Gerichte wieder auf und versuchte, die Betriebe wieder unter ihre Kontrolle zu bekommen.

Die CNT tritt in die Zentralregierung ein

Im Oktober 1936 war Madrid in Gefahr, dass die Truppen Francos mühelos einzunehmen gedachten. Kaum waren die Truppen Francos am Rande der Hauptstadt angelangt, entschied die Regierung, nach Valencia zu flüchten. Erst wenige Tage vorher war die Regierung umgebildet worden, damit nun auch die CNT 4 Minister bekam. Diese hatte nach zwei Monaten Diskussion und widersprüchlichen Abstimmungen ihrer Beteiligung an der Zentralregierung von Largo Caballero zugestimmt. In ihrem Zentralorgan, Solidaridad obrera, rechtfertigte sie diesen Schritt am 4. November in folgenden Worten: « Der Eintritt der CNT in die Zentralregierung ist eines der grenzüberschreitendsten Ereignisse, die die politische Geschichte unseres Landes erlebt hat. (...) die Bedingungen haben die Natur der Regierung des spanischen Staates geändert. Heute hat die Regierung (...) aufgehört, eine Unterdrückungsmacht gegen die Arbeiterklasse zu sein. Der Staat ist auch nicht mehr das Organ, das die Gesellschaft in Klassen teilt. Mit der Beteiligung der CNT an ihren Organen hören Regierung und Staat erst recht auf, das Volk zu unterdrücken.»

Die vier Minister der CNT kamen pünktlich, um die Flucht der Regierung nach Valencia abzusegnen.

Das Proletariat gewinnt die Schlacht um Madrid

Mit der Regierung waren auch die hohen Funktionäre und die Leitungen aller Parteien, die Redaktionen der Zeitungen usw. geflohen.

Die Arbeiterklasse Madrids wurde alleine gelassen. Aber diese Situation eröffnete der Revolution neue Möglichkeiten. Die Komitees schossen erneut aus dem Boden. Sie nahmen alles in die Hand, was nötig war, um das Überleben der Hauptstadt zu sichern und auch der Flüchtlinge, die massenhaft aus der Umgebung nach Madrid strömten. Sie kümmerten sich um die Versorgung, um gemeinschaftliche Essen, um die Überwachung aller Verdächtigen, um Hausdurchsuchungen, die Hinrichtung der Konterrevolutionäre, um die Flugabwehr, das Ausheben von Gräben, die Verteilung von Munition. Die Arbeiterklasse Madrid hätte versuchen können zu beenden, was sie im Juli begonnen hatte - nämlich die Bildung einer wirklichen Arbeiterregierung, einer Kommune von Madrid. Dies hätte, von der Hauptstadt kommend, der Revolution im ganzen Land neue Impulse geben können.

Selbstverständlich stand dies für die Kommunistische und die Sozialistische Partei nicht zur Debatte. Die CNT war zwar in der Hauptstadt in der Minderheit. Aber wenn sie versucht hätte, die Arbeiterklasse dazu zu ermutigen, offiziell die Macht zu ergreifen, wäre es ihr vielleicht gelungen - so sehr stimmte dies mit den Bestrebungen der Massen angesichts der Fahnenflucht der Zentralregierung überein.

Wieder einmal rettete der Heldenmut der arbeitenden Bevölkerung die Lage.

Sicher, ab Oktober 1936, kurz vor der Schlacht von Madrid begannen auch die Waffen aus Russland einzutreffen. Zu diesem Zeitpunkt wurden auch die ersten offiziellen Internationalen Brigaden gebildet, die aus Freiwilligen aller Länder bestanden. Dies war eine militärische, aber vor allem eine wichtige moralische Unterstützung für die Kämpfenden. Durruti kam ebenfalls aus Aragon mit einer Kolonne von 4.000 Freiwilligen, um Madrid zu unterstützen. Er selber wurde in diesem Kampf getötet. Was die reguläre Armee betrifft, so hatten sie quasi keine Truppen mehr und Miaja war gezwungen, die Gewerkschaften darum zu bitten, ihm 50.000 Mann zu stellen.

Franco war militärisch im Vorteil. Er hatte von Anfang an die Unterstützung Mussolinis und Hitlers. Seine Truppen kamen bis Madrid. Aber sobald sie in die Vororte der Stadt kamen, trafen sie auf hartnäckigen Widerstand und kamen nicht mehr vorwärts. Am 23. November entschied Franco schließlich, seinen frontalen Angriff auf die Hauptstadt aufzugeben.

Zum zweiten Mal hatte die Arbeiterklasse Madrid gerettet, aber sie nutzte ihren Vorteil nicht aus, um einen Schritt weiterzugehen.

Die Waffen der Revolution, die die Regierung nicht nutzen konnte

Dabei hätte einzig die Errichtung einer wirklichen Arbeiterregierung die Armeen Francos besiegen können, nicht nur durch den Enthusiasmus und die Energie, die sie im Lager der Revolution hervorgerufen hätte, sondern auch, weil ausschließlich revolutionäre Waffen den militärisch überlegenen Franco hätten besiegen können. Sie hätte die Enteignung des Großgrundbesitzes und die Arbeiterfreiheiten in der republikanischen Zone legalisieren und damit den Arbeitern und Bauern, die mit Wut im Herzen in den von Franco besetzten Gebieten lebten, neue Hoffnung geben können.

Eine Arbeitermacht hätte außerdem dem spanischen Marokko die Unabhängigkeit gegeben und so Franco von seiner wichtigsten Nachschub- und Rückzugsbasis abgeschnitten. Die marokkanischen Nationalisten trafen sich sogar im Dezember 1936 mit Vertretern der republikanischen Regierung und boten ihnen ein Bündnis gegen Franco an. Doch Largo Caballero war viel zu verantwortungsbewusst gegenüber den Interessen der spanischen und anglo-französischen Bourgeoisie, als dass er auch nur irgendeinen Schritt unternommen hätte, um in den Kolonien Unabhängigkeitsbestrebungen zu fördern. Daher lehnte er das Angebot ab.

Er, der die Revolution in seinen Gebieten zähmen wollte, versuchte in keinster Weise, sie im franquistischen Lager zu wecken und zu fördern.

Die Rolle der Kommunistischen Partei

Als der Regierung klar wurde, dass Madrid entgegen aller Erwartungen nicht fallen würde, tat sie alles, um die Hauptstadt wieder in den Griff zu bekommen, weiterhin mit der tatkräftigen Unterstützung der Kommunistischen und der Sozialistischen Partei und der Beihilfe der Anarchisten.

In dem Kampf um die Wiederherstellung des bürgerlichen Staates spielte am Ende die Kommunistische Partei die wichtigste Rolle. Sie hatte von Anfang an der Spitze des Kampfes gestanden, schon bevor Largo Caballero an die Macht kam, hatte jedoch damals im Vergleich zur Sozialistischen Partei nur ein geringes Gewicht. Sie hatte aber einen kleinen, Stalin treu ergebenen Apparat, der nicht dem Druck ausgesetzt war, den die Radikalisierung der Massen auf die Sozialistische Partei ausübte. Die Kommunistische Partei profitierte vom Prestige der Oktoberrevolution und konnte so leichter reaktionäre Positionen als revolutionär ausgeben. Sie hatte gleichzeitig freie Hand, freier noch als die Rechte der Sozialistischen Partei, um als die Partei von Gesetz und Ordnung aufzutreten. Ab Herbst 1936 erhöhte die militärische Hilfe der Sowjetunion ihr Ansehen noch und verlieh ihr das Image einer effizienten Partei.

Viele Offiziere traten ab jener Zeit der Kommunistischen Partei bei. Da die Kommunistische Partei außerdem für das Privateigentum der Bauern eintrat, zog sie ganze Schichten des Kleinbürgertums an, die in ihr einen Schutz vor den Anarchisten und der Revolution im Allgemeinen sahen. So profitierte die Kommunistische Partei einerseits in den Mittelschichten und kleinbürgerlichen Schichten von ihrem Bild als Ordnungspartei und als Verteidigerin des Eigentums und andererseits davon, dass sie als Partei mit der UdSSR, dem Land der Oktoberrevolution, verbunden war, das als einziges Land der spanischen Revolution half. Die Kommunistische Partei, die im Juli 1936 einige zehntausende Mitglieder hatte, verdreifachte ihre Mitgliederzahlen innerhalb von 6 Monaten. Sie bekam unter anderem die ehemalige Sozialistische Jugend vollständig unter ihre Kontrolle, die mit der Kommunistischen Jugend fusionierten. Das gleiche galt für die PSUC und sogar für einen Teil der UGT.

Die Offensive der Regierung gegen die Arbeiter

Im November 1936 verkündete ein Dekret der Regierung die Auflösung der Milizen im Hinterland und ihre Überführung in die regulären Polizeikräfte. Alle Minister hatten dieses Dekret unterzeichnet, inklusive der Anarchisten.

Die Milizen an der Front zwang man, die Militarisierung zu akzeptieren. Die Truppen wurden unter die Autorität des Kriegsministers gestellt, unter dem Vorwand, ein einheitliches Kommando zu schaffen. Der Kriegsminister ernannte von nun an die Offiziere. Die gesamte alte Hierarchie, mit ihren Dienstgraden und ihren materiellen Vorteilen wurde wieder eingeführt. Das alte Militärgesetzbuch trat wieder in Kraft... übergangsweise, bis man ein neues geschrieben hätte!

Die Revolutionsgerichte wurden durch Gerichte ersetzt, in denen wieder die Richter des alten Regimes das Urteil sprachen.

Je umfangreicher die Staatsmacht wieder hergestellt wurde, desto größer wurden die Druckmittel, die die Regierung in ihren Händen hielt: Die Milizen, die die Militarisierung nicht akzeptierten, erhielten keine Waffen mehr; die Betriebe, die die Vormundschaft des Staates verweigerten, bekamen keine Kredite und keine Rohstoffe mehr...

Tarradellas, Premierminister der katalanischen Regierung, erklärte seine damalige Politik in folgenden Worten: "Da die CNT unsere Kontrolle verweigerte, ordnete ich an, dass alle Banken den vergesellschafteten Fabriken keine Schecks, keine Vorauszahlungen ohne Genehmigung der Staatskanzlei der Generalidad auszuzahlen. Die Arbeiter gerieten auf diese Weise in eine schwierige Lage. Sie erschöpften ihre Reserven an Barmitteln und wenn sie zur Bank gingen, sagte man ihnen ,Nein'. Man sagte ihnen, dass sie eine Genehmigung von der Generalidad haben müssten. Und die Generalidad sagte ihnen ,Nein'; weil diese Kollektive nicht unter der Kontrolle der Generalidad standen." Dasselbe galt für die Rohstoffe.

Die Behörden selber sabotierten die Produktion aus politischen Gründen, ebenso wie sie den Krieg sabotierten. Die Aragon-Front, die in den Händen der Anarchisten war, erhielt kaum noch Waffen: Die Regierung wollte nicht, dass die Anarchisten große Siege vorweisen konnten und stellten ihnen niemals die militärischen Mittel zur Verfügung, um Saragossa einzunehmen.

Der neue Versorgungsminister Comorera, Führer der PSUC, begann im Januar 1937 eine neue Kampagne gegen die Komitees. Er forderte das Kleinbürgertum auf, mit dem Ruf "weniger Komitees und mehr Brot" auf die Straße zu gehen. Denn auch wenn sie offiziell schon im Oktober 1936 aufgelöst worden waren, waren die Komitees offensichtlich weiterhin da!

Die Zentralregierung ihrerseits organisierte eine arbeiterfeindliche Demonstration in Valencia für die Entwaffnung der Milizen und ein einheitliches Oberkommando. Die Demonstration, an der das städtische Bürgertum teilnahm, hatte das Leitmotiv "Alle Macht der Regierung".

Je mehr Teilsiege die Regierung gegen die Milizen, die Komitees, die vergesellschafteten Fabriken errang, je mehr es der Regierung gelang, wieder Repressionskräfte aufzubauen, die ihr treu waren, desto mehr verschob sich das Kräfteverhältnis zwischen Arbeiterklasse und konterrevolutionären Kräften in Richtung der letzteren.

Die POUM wird aus der katalanischen Regierung ausgeschlossen

Im Dezember 1936 verlangt die PSUC, dass die POUM aus der katalanischen Regierung entfernt wird, was auch geschieht. Die POUM war nun von jeder Solidarität mit der Regierung frei. Sie hätte den Arbeitern die Lage erklären können. Sie hätte sich der Aufgabe widmen können, die Arbeiter darauf vorzubereiten, vollständig die Macht zu übernehmen. Gerade zu diesem Zeitpunkt nämlich war die Unzufriedenheit über die Regierungsbeteiligung groß, sowohl in den Reihen der CNT und der anarchistischen Jugend, als auch in den Reihen der POUM selber!

Statt diese Gelegenheit zu nutzen, um endlich als eine wirkliche revolutionäre Alternative für die Arbeiterklasse aufzutreten, dachte die POUM nur an eins: Wie sie wieder an die Regierung kommen könne. In einem fort wiederholte sie, dass "man nicht ohne die POUM regieren könne und noch weniger gegen sie".

In die Opposition gedrängt und angegriffen, beschränkte sich die POUM darauf, ihre erneute Mitarbeit zu verlangen.

Zusammenstöße zwischen den Repressionskräften und den Arbeitermilizen

Im März löste die Generalidad die Kontroll-Patrouillen auf. Die CNT widersetzte sich dieser Entscheidung mit der Begründung, dass diese Patrouillen der Arbeiter mit den anderen Polizeikorps, den "den Genossen Gardisten" koexistieren. Die POUM nahm dieselbe Haltung ein. Aber als die Regierung versuchte, ihr Dekret in Barcelona durchzusetzen, besetzten die Arbeiter der Patrouillen die strategischen Punkte in der Stadt und entwaffneten 250 Zivilgarden.

Die Arbeiterklasse Kataloniens fuhr also spontan fort, den Angriffen der Regierung Widerstand zu leisten.

Im April 1937 übernahmen die Karabiniere mit Gewalt den an der Grenze liegenden Dorfkomitees, die sich in den Händen der CNT befanden, die Kontrolle über die Grenze weg. In Puigcerda brauchte es harte Kämpfe, um die Miliz zu entwaffnen. 8 Milizionäre wurden verhaftet.

Mai 1937 in Barcelona: die Arbeiter werden entwaffnet

Der entscheidende Zusammenstoß mit der Arbeiterklasse fand Anfang Mai in Barcelona statt. Am 3. Mai hielt die katalanische Regierung den Zeitpunkt für gekommen. Der Kommissar für Öffentliche Ordnung, ein Stalinist, versuchte an der Spitze einer Gruppe von Gardisten, die Telefonzentrale einzunehmen. Diese befand sich damals in den Händen der Angestellten der Telefonzentrale und ihres Komitees, und wurde von Milizen der CNT bewacht.

Die Angestellten der Telefonzentrale verteidigten sich. Doch nicht nur das. Das ganze Proletariat von Barcelona trat spontan in den Streik und kam herbeigeeilt, um sie zu retten. In der Stadt entstanden Barrikaden, die Arbeiter waren einmal mehr Herren der Stadt. Das Gebiet um den Regierungspalast wurde von Barrikaden umzingelt, den Kämpfern ausgeliefert, die die CNT um die Anweisung baten, den Palast in Staub zu verwandeln. Die anarchistischen Minister Garcia Oliver und Federica Montseny kamen mit dem Flugzeug aus Valencia herbeigeeilt und gaben über Radio die Anweisung, das Feuer einzustellen und diesen "Bruderkrieg" zu beenden. Ein von der CNT unterzeichnetes Manifest wurde am 4. Mai auf den Barrikaden verteilt: "Legt die Waffen nieder; umarmt und küsst euch wie Brüder! Wir werden siegen, wenn wir vereint sind. Wir werden besiegt werden, wenn wir uns untereinander bekämpfen. Denkt daran. Denkt gut nach: Wir strecken euch die unbewaffneten Arme entgegen. Macht dasselbe, und alles wird vorbei sein. Auf dass Eintracht zwischen uns herrscht." Die Arbeiter trauten ihren Augen nicht: Ihre eigenen Anführer stellten sich auf die andere Seite der Barrikade! Aber wenn die Arbeiter auch nicht den Regierungspalast stürmten, in dem ihre Führer durchgehend verhandelten, so weigerten sie sich doch, die Waffen niederzulegen.

Die Regierung von Valencia schickte 5.000 Zivilgarden zur Verstärkung nach Barcelona. Auf ihrem Weg schafften sie die Komitees ab, entwaffneten die Arbeiter, Bauern, schlossen die Lokale der Arbeiterorganisationen, verhafteten und mordeten.

Als sie am 6. Mai in Barcelona eintrafen, wiederholte die Leitung der CNT einzig die Aufforderung an die Arbeiter, die Barrikaden zu verlassen und nach Hause zu gehen. Die Arbeiter gehorchten ihnen nicht.

Die anarchistischen Führer versprachen, dass die Verantwortlichen für den Angriff auf die Telefonzentrale bestraft würden und dass die Milizen weiterhin mit den Garden koexistieren könnten.

Am Ende wussten die Arbeiter nicht mehr, was sie machen sollten. Ab dem folgenden Tag verließen sie nach und nach die Barrikaden. Sie waren militärisch die Herren der Stadt gewesen, sie hätten die Regierung hinwegfegen können. Doch sie wurden politisch von ihren eigenen anarchistischen Führern besiegt.

Die POUM ihrerseits versuchte die Leitung der CNT davon zu überzeugen, dass man kämpfen müsse. Doch als ihr dies nicht gelang, hatte sie nicht den Mut, sich an die Spitze des Kampfes zu stellen, sondern übernahm ab dem dritten Tag die Losung der CNT und rief dazu auf, den Generalstreik zu beenden und die Barrikaden zu verlassen.

Als die letzten Barrikaden geräumt worden waren, stellte die CNT diese entscheidende Niederlage als Sieg da. Die POUM tat dasselbe. Beide logen die Arbeiter an.

Die Arbeiterparteien haben die Revolution besiegt

Die Ereignisse von Mai 1937 waren ein entscheidender Wendepunkt in der spanischen Revolution. Ab diesem Zeitpunkt ging die konterrevolutionäre Macht offen in die Offensive: Sie entwaffnete die Milizen, auch in Barcelona, löste nun tatsächlich die Komitees auf, zerstörte dem Embryo einer Arbeitermacht, den die Revolution geschaffen hatte. Die Errungenschaften der Revolution wurden zerstört und die Arbeiterorganisationen und ihre Aktivisten wurden verfolgt.

Zehn Monate lang, von Juli 36 bis Mai 37, hatten zwei unvereinbare Mächte nebeneinander existiert: Die Macht, die die Arbeiterklasse und die arme Bauernschaft spontan geschaffen hatte, mit ihren Milizen, ihren Komitees, ihren Enteignungen - und der alte Staatsapparat der Republik, der im Juli fast vollkommen zerstört worden war, aber der von der Volksfront gezielt Stück für Stück wieder aufgebaut wurde. Diese Situation musste zwangsweise dazu führen, dass eine Macht die andere zerstört. In diesen zehn Monaten fehlte es nicht an Gelegenheiten, in denen die Arbeiterklasse einen entscheidenden Sieg hätte erringen können. Doch mangels einer revolutionären Führung konnte das Proletariat seine Revolution nicht bis zu Ende führen. Und so wurde es schließlich im Namen der Einheit und der Effizienz im Krieg gegen Franco niedergeschlagen.

Doch die Niederlage der Revolution bedeutete zwangsläufig, wie wir sehen werden, die militärische Niederlage gegen Franco.

 

Der Sieg der Konterrevolution

Die Regierung Negrin wird eingesetzt

Mit den Mai-Ereignissen verschiebt sich das Kräfteverhältnis zuungunsten des Proletariats nach rechts. Die Tage der Regierung Largo Caballero, die das Kräfteverhältnis vom Sommer 36 verkörpert hatte, aber selber alles getan hatte, um es zugunsten des Bürgertums zu verändern, waren gezählt. Der rechte Flügel der Sozialistischen Partei und ebenso die Kommunistische Partei wollten diese Regierung nun loswerden. Largo Caballero versuchte einige Tage lang, Widerstand zu leisten, indem er in seiner Zeitung Adelante am 9. Mai die Politik seines Nachfolgers anprangerte: "Wenn die Regierung die Repressionsmaßnahmen durchführen sollte, die die ausländische Sektion der Komintern von ihr verlangt, dann wird sie wie eine Regierung Gil Robles oder Lerroux handeln. Sie wird die Einheit der Arbeiterklasse zerstören und uns der Gefahr aussetzen, den Krieg zu verlieren und die Revolution auszuhöhlen... Eine Regierung, die in der Mehrheit aus Vertretern der Arbeiterbewegung besteht, darf keine Methoden nutzen, die reaktionären und tendenziell faschistischen Regierungen vorbehalten sind." In der Tat ging es darum, eine Regierung einzusetzen, die die revolutionären Arbeiter offen bekämpfen und unterdrücken sollte. Der rechte Flügel der Sozialistischen Partei und die Kommunistische Partei waren dafür besser geeignet. Caballero wurde durch Negrin ersetzt, seinem ehemaligen Finanzminister. Die Anarchisten wurden nicht wieder in die Zentralregierung aufgenommen. (Sie traten im Juni auch aus der katalanischen Regierung aus, nachdem sie zur Niederlage der Revolution beigetragen hatten.)

Ein Regime, das dem Francos immer mehr ähnelte

Eine blutige Diktatur entstand, die zunächst die POUM angriff, die verboten wurde. Der gesamte Sommer des Jahres 1937 war geprägt vom Terror gegen revolutionäre Aktivisten - ein Terror, der bis zum Ende des Bürgerkrieges nicht aufhören sollte. Der Sozialist Prieto hatte das Instrument des Terrors geschaffen, den SIM, den Militärischen Ermittlungsdienst, eine wahrhafte Filiale der GPU. Die spanische Polizei und die Agenten der GPU arbeiteten Hand in Hand, um die trotzkistischen Aktivisten, die Aktivisten der POUM und der Anarchisten sowie des linken Flügels der Sozialisten zu verhaften, zu foltern und zu ermorden. Das Verschwinden von Andrès Nin und seine Ermordung durch die Handlanger Stalins verursachten einen Riesenskandal. Doch die Entführungen, die Folter, die Exekutionen gingen trotzdem weiter. Alle, die man ins Visier nahm, beschuldigte man, sich an Franco verkauft zu haben. Stalin wollte gegen die Führer der POUM sogar einen Schauprozess wegen Hochverrats im Stil der Moskauer Prozesse, die seit August 1936 auf Hochtouren liefen, veranstalten. Es gelang ihm nicht. Doch die Führer der POUM blieben bis zum Ende des Krieges im Gefängnis. Die revolutionären Zeitungen wurden verboten, die Zensur wurde immer drückender, die revolutionären Organisationen wurden verboten, ihre Lokale geplündert und geschlossen. Der Terror, den der SIM ausübte, hielt bis zum Ende des Krieges an, sogar an der Front. Die grandiose bürgerliche, demokratische Republik konnte offensichtlich nichts anderes als eine Diktatur sein.

Auf sozialem Gebiet führte die Regierung den Kampf gegen die kollektivierten Industriebetriebe und landwirtschaftlichen Güter mit dem Ziel, die Produktionsmittel so weit wie möglich ihren ehemaligen Besitzern zurückzugeben. Negrin sicherte dies sogar denjenigen zu, die geflohen waren oder sich auf die Seite Francos gestellt hatten. Prieto entsandte die Armee von Lister - einem Führer der Kommunistischen Partei, den man zum Militärchef gemacht hatte - um Aragon mit Gewalt zu entkollektivieren. Alle kleinen Bauern, die sich freiwillig den Kollektiven angeschlossen hatten, wurden gezwungen, wieder individuell und privat ihre kleinen Bauernhöfe zu bewirtschaften.

Der Staat nahm die Wirtschaft unter seine Regie. Angeblich sollte dies zu mehr Effizienz führen, doch in Wahrheit führte dies zu einem Desaster: Die Kleinbürger und Zwischenhändler machten wieder Profit, doch die Bevölkerung wurde ausgehungert und die Produktion brach überall ein, auch in der Kriegsindustrie. Die Regierung tat alles, um die reichen Klassen zu besänftigen und umzustimmen. Doch die hatten sich schon seit langem für Franco entschieden. Die Perspektive einer demokratischen bürgerlichen Republik war ein Verrat an den Interessen des Proletariats und sie war außerdem eine Illusion und ein Täuschungsmanöver.

In Wahrheit gab es keine andere Alternative zum Faschismus als die Arbeiterrevolution.

Das Ende der Arbeiterrevolution brachte den Triumph Francos näher.

Die Totengräber der Revolution machen den Weg frei für Franco

Auf militärischem Gebiet gab es nun ein einheitliches Oberkommando, aber in den Händen von Offizieren, von denen viele nur auf die Gelegenheit warteten, auf die Seite Francos überzugehen.

Die Arbeiter und Bauern hatten als einzige die Kraft und den Mut gehabt, den Militäraufstand niederzuschlagen, als sie sich erhoben, um für eine bessere Welt zu kämpfen. Nun aber hatten sie weder Vertrauen in ihre Offiziere, noch in das, was ihnen der militärische Sieg Gutes bringen könne. Wie kann man mit Begeisterung für eine Republik kämpfen, die den Gutsbesitzern den Boden zurückgab und das dem Regime der Gegner immer ähnlicher wurde?

In ihrem Wunsch, das Bürgertum zu verführen, stellte die Regierung den Krieg nun als einen Krieg für die nationale Unabhängigkeit dar. Sie pries die Versöhnung aller Spanier gegen Hitler und Mussolini. Sie streckte den Faschisten die Hand entgegen und dem spanischen Bürgertum, von dem sie sehr genau wussten, dass es auf Seiten Francos stand. Die chauvinistische Regierungspropaganda ahmte regelrecht die Francos nach.

Doch als Vertreter der spanischen Bourgeoisie war Negrin letztlich dazu berufen, Franco den Platz zu überlassen, da diese sich für Franco entschieden hatte.

Alles, worauf die republikanische Regierung hoffte, war das England und Frankreich sich einmischen und Franco dazu bringen würden, einen Kompromiss zu schließen. Doch diese beiden imperialistischen Staaten, die selber Interessen in Spanien hatten, hatten zwei Gründe, den Sieg Francos nicht zu beeinträchtigen. Einerseits war Franco sicher das effizientere Regime, um die Arbeiterklasse dauerhaft niederzuhalten. Und zweitens wollten sie Franco nicht vollständig in die Arme Hitlers und Mussolinis treiben. Daher erhielt er ebenfalls, wenn auch heimlich, Unterstützung aus England und Frankreich, die anfingen, ihn zu hofieren.

Der Mythos einer möglichen oder gar sicheren Unterstützung durch die Großmächte diente im republikanischen Lager als Rechtfertigung, warum man nichts machen dürfe, was die Vertreter der französischen und englischen Regierung ungnädig stimmen könne. Man rechtfertigte damit sogar das Entfernen revolutionärer Graffitis auf den Mauern Barcelonas!

Und mitten in der Schlacht vom Ebro akzeptierte die Regierung Negrin, die Internationalen Brigaden abzuziehen: unter dem Vorwand, einseitig zu beweisen, dass die Regierung bereit war, auf jede ausländische Hilfe zu verzichten.

Der einzige Grund, warum die Regierung Negrin den Krieg überhaupt weiterführte, war dass sie einige Garantien von Franco erhalten wollte. Doch dieser war sich mittlerweile seines Sieges sicher und verlangte eine bedingungslose Kapitulation.

Im März 1938 bombardierte die italienische Luftwaffe Barcelona: 1.200 Menschen starben bei diesen Bombenangriffen. Die Stadt war nun ebenfalls bedroht.

Die CNT entschied sich in dieser Situation dafür, sich an der Regierung Negrin zu beteiligen, obwohl diese zum gleichen Zeitpunkt die Mitglieder der CNT verfolgte und ermordete. Sie rief zu einem Aufgebot von 100.000 Freiwilligen auf, um die militärische Lage umzukehren.

Stattdessen wurde Barcelona am 25. Januar 1939 ohne Kampf von den Truppen Francos eingenommen.

Frankreich und Großbritannien erkannten die Regierung Francos am 27. Februar 1939 offiziell an, noch bevor die franquistischen Truppen am 27. März in Madrid einzogen und am 31. März das ganze Land in Besitz nahmen.

 

Damit die Geschichte sich nicht wiederholt...

Indem sie proletarische Revolution vernichtete, ebnete die Volksfront Franco den Weg. Im Juli 1939 schiebt Trotzki: "Für die Arbeiter und Bauern Spaniens war die Niederlage nicht nur eine militärische Episode, sondern eine schreckliche historische Tragödie. Sie bedeutete die Zerstörung ihrer Organisationen, ihres geschichtlichen Ideals, ihrer Gewerkschaften, ihres Glücks, ihrer Hoffnungen - alles, was sie über Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte aufgebaut und genährt hatten. Wie sollen sie in einem, zwei oder drei Jahren neue Organisationen aufbauen, einen neuen aktivistischen Geist finden und so Franco umstürzen können? Das scheint mir nicht möglich. Heute ist Spanien weiter von der Revolution entfernt als irgendein anderes Land."

Die Tragödie des spanischen Proletariats war auch die Tragödie des Proletariats weltweit. Der Sieg der Arbeiterrevolution in Spanien hätte unkalkulierbare Folgen gehabt. Er hätte ganz sicher in diesen 30er Jahren das Kräfteverhältnis in Europa verändert. Er hätte das gesamte europäische Proletariat in seinem Kampf gegen den Faschismus Begeisterung und Kraft geben können. Der Sieg der proletarischen Revolution in Spanien war die letzte Möglichkeit, der Welt den Zweiten Weltkrieg zu ersparen.

Die revolutionäre Welle, die Spanien erschütterte, erstreckte sich über die sehr lange Zeit von sieben Jahren, von 1930 bis 1937. Dies sagt viel über die Kraft und die Möglichkeiten dieses revolutionären, proletarischen Aufschwungs aus, der in der Lage war, sich mehrfach von partiellen Niederlagen zu erholen und den die Reaktion so viel Schwierigkeiten hatten, zu brechen.

Doch es zeigt auch, wie sehr eine Partei gefehlt hat, die in der Lage gewesen wäre, entschlossen eine richtige Politik zu führen.

Die Politik, die die verschiedenen Organisationen der Arbeiterklasse angesichts jeder neuen Etappe der Revolution geführt haben, stellen bis heute noch eine tragische Lehre dar, die man kennen und verstehen muss.

Denn noch immer servieren die reformistischen Parteien den Arbeitern die gleichen alten Rezepte, die damals schon versagt haben. Wahlbündnisse zwischen Arbeiterparteien und sogenannten "linken" bürgerlichen Parteien nutzen am Ende immer der Rechten und der extremen Rechten. Eine solche Politik ist zu jedem Zeitpunkt verhängnisvoll, denn sie demoralisiert die Arbeiterklasse. Doch in Zeiten, in denen sich der Klassenkampf zuspitzt, ist sie kriminell, den sie führt zur Niederschlagung der Arbeiterklasse.

Heute noch lügen die Sozialdemokraten und die Führer der Kommunistischen Parteien schamlos über das, was sich in Spanien ereignet hat. Sie waschen sich von jeder Verantwortung für den Sieg Francos rein. Die Sozialdemokraten prangern zwar die Verbrechen der Stalinisten an, verschweigen dabei jedoch, dass sie deren Komplizen waren, und dies mit voller Absicht.

Die Führer der Kommunistischen Partei behaupten weiterhin, dass die einzig realistische Politik in Spanien 1936 die Verteidigung "der Republik" gewesen sei. Doch vierzig Jahre später haben sie sich wie die Sozialdemokraten eilig in die Arme Juan Carlos geworfen und haben die Monarchie und ihre Fahne akzeptiert, ohne sich weiter um diese "Republik" zu scheren, in deren Namen sie die spanische Revolution niedergeschlagen haben.

Doch nicht nur aus dem Verhalten der offenen Reformisten gilt es Lehren zu ziehen.

Die anarchistischen Führer verrieten ebenfalls die Arbeiter, die ihnen vertrauten. Ihre eigenen Aktivisten akzeptierten die Kollaboration mit der bürgerlichen Reaktion. Trotzki fasste ihren Bankrott folgendermaßen zusammen: "So erwies sich der Anarchismus, der nur antipolitisch sein wollte, in Wirklichkeit als antirevolutionär und in den kritischsten Augenblicken als konterrevolutionär".

Was die POUM betraf, so fand Trotzki, dass sie "eine enorme Verantwortung für die spanische Tragödie" trage. "Durch ihre Politik der Anpassung an alle Formen des Reformismus haben sie (die Führer der POUM) sich zu den besten Helfershelfern der anarchistischen, kommunistischen und sozialistischen Verräter gemacht. (...) Die POUM hat immer den Weg des geringsten Widerstandes gesucht, sie hat Entscheidungen hinausgezögert, ist ihnen ausgewichen, hat mit der Revolution Verstecken gespielt." Und er fügte hinzu: "Die Führer der POUM sprachen in sehr schönen Worten von den Vorteilen der sozialistischen Revolution gegenüber der bürgerlichen Revolution. Aber sie hatten nichts Ernsthaftes unternommen, um diese sozialistische Revolution vorzubereiten. Denn diese Vorbereitung hätte einer unerbittlichen, kühnen und schonungslosen Mobilisierung der anarchistischen, sozialistischen und kommunistischen Arbeiter gegen ihre verräterischen Führer bedurft. Man durfte keine Angst haben, von diesen Führern getrennt zu werden, eine gewisse Zeit lang eine 'Sekte' zu werden und vielleicht sogar von allen verfolgt zu werden. Es wäre nötig gewesen, richtige und klare Losungen auszugeben, die Zukunft vorherzusagen und anhand der konkreten Ereignisse die offiziellen Führer zu entlarven und von ihren Posten zu verjagen."

Doch die Führer der POUM hatten beständig Angst, des Sektierertums angeklagt zu werden, wenn sie die politische Wahrheit gesagt hätten, die man hätte sagen müssen. Sie hatten Angst, dass man sie beschuldigen würde, die Einheit zu zerstören, wenn sie sich weigern würde, die Kapitulationen zu decken.

Doch welche Einheit? Die Einheit und die Solidarität mit den kämpfenden Arbeitern, oder die Einheit und die Solidarität mit den Parteien, die ihrerseits die Einheit mit den Vertretern des Bürgertums nicht zerstören wollten?

Es handelte sich letztlich um eine Klassenentscheidung: Sie ist der ganze Unterschied zwischen der Politik einer revolutionären Arbeiterpartei und der einer opportunistischen Organisation. Die POUM beschränkte sich darauf, die linkeste Partei der Volksfront zu sein, der linke Flügel der Linken sozusagen.

Aber was die Arbeiterklasse brauchte, um zu siegen, war eine Partei, die bereit war, sich ohne Kompromisse vollständig im Lager der Arbeiterklasse anzusiedeln.

Damit die Geschichte sich nicht wiederholt, ist es die Aufgabe aller Revolutionäre, aller bewussten Arbeiter, eben dieses Instrument zu schaffen, das dem spanischen Proletariat auf so dramatische Weise gefehlt hat; und sich dafür alle Lehren der vergangenen Niederlagen anzueignen, um sich auf die künftigen Kämpfe vorzubereiten.